Biographie

Keine Chance für Camus

Marie-Laure Wieacker-Wolf kann nicht rechnen! Anfang des 21. Jahrhunderts notiert die Autorin eines Albert Camus-Portr?ts: ?...?ber drei?ig Jahre nach seinem Tod...?. Wir wissen, Camus starb am 4. Januar 1960. Wir wissen auch, da? der Schriftsteller 1924 noch nicht ?im Alter von 14 Jahren? sein konnte, da er am 7. November 1913 geboren wurde. Dem Portr?t von Wieacker-Wolff mangelt es an exakter Ausf?hrung. Den Mangel nur der Autorin anlasten? Womit verdient ein Lektorat sein Geld?

Ungepr?ft ist so manches Falsche ins Buch geraten. Wiederholt wird ein Fernand Aragon erw?hnt, den die Leser noch als Louis Aragon kennen. Ungeachtet s?mtlicher Schatten kann das Camus-Bild von Wieacker-Wolff mit Wohlwollen betrachtet werden. Die Verfasserin  schreibt eine Sprache, die nicht ?berquillt vor wissenschaftlichem Vokabular. Das als angenehm empfunden, sind einige grammatikalische Fauxpas schnell entschuldigt. Kaum zu entschuldigen ist das Ungleichgewicht des Buches. Die Autorin ist nur dann die gute Fragerin, wenn sie die Literatur Camus? im Blick hat.

Besichtigt sie hingegen das Leben des Schriftstellers, wird festgestellt und kaum mehr gefragt. Was machte wirklich die besondere Beziehung des Sohnes zur schweigsamen Mutter aus? Wieso war die Bindung des Sch?lers zu dem Lehrer Louis Germaine so enorm, dem Camus schlie?lich seine Nobelpreisrede widmete? Wieso lie? sich Camus auf die zeitweilige Wohngemeinschaft mit Andr? Gide ein? Angedeutete Antworten gibts. Erkennbar sind sie auch in der steten Distanz zur Familie, den wiederkehrenden Zweifeln und Depressionen, den Neigungen, den Macho und Dandy zu spielen. Aber die Antwort wei?? Jedenfalls nicht Marie-Laure Wieacker-Wolff. Wer also? Wer plausibel machen kann, weshalb Albert Camus der Freundschaft ?den h?chsten Wert einr?umt?, wie die Portr?tistin sagt? Ihrem Portr?t fehlt der pr?gende Ausdruck, der die Pers?nlichkeit des Alber Camus ausmachte.

Bernd Heimberger
03.09.2005

 
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Das Buch:

Marie-Laure Wieacker-Wolff: Albert Camus

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München: dtv 2003
189 S., € 10,00
ISBN: 3-42331070-7

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