Belletristik:

Sachbuch:

Magazin:

Biographie

Das Leben von Dichterfürst Goethe im Spiegel seiner Zeit

Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) beging vergangenes Jahr seinen 260. Geburtstag. Auch wenn er diesen nicht mehr feiern konnte, so erinnerte man sich seiner mit Büchern über sein Leben und seine Werke, die selbst heutzutage nicht aus dem Literaturkanon wegzudenken sind. Auch Bernd Hamacher hat versucht, dem Menschen Goethe näherzukommen. In seinem dieses Jahr erschienenen Buch "Johann Wolfgang von Goethe. Entwürfe eines Lebens" verbindet der Autor wie kein Zweiter Biografie mit Werkinterpretation.

Hamacher nähert sich in 15 Kapiteln dem wahren Wesen Goethes, der trotz etlicher Zeitzeugnisse bislang ein Rätsel ist. Dabei erscheinen sein Leben und die Werke wie ein Wegweiser für das gesellschaftliche Leben und ein harmonisches Miteinander, der selbst heute noch Bestand hat. Statt chronologisch Goethes Lebensstationen wiederzugeben und die wichtigsten Ereignisse zu streifen, dienen Monumentalwerke wie "Dichtung und Wahrheit", "Die Leiden des jungen Werthers", "Faust - Teil I und II" und "Wilhelm Meister" als Hauptuntersuchungsgegenstand für eine detaillierte Lebensbeschreibung. Seine Zeit in Leipzig, Straßburg und Frankfurt haben in dem vorliegenden Buch ebenso Bedeutung wie die Weimarer Jahre und seine Flucht nach Italien. Dabei erscheint der deutsche Dichter als erfolgreicher Krisen- und Katastrophenmanager des modernen Lebens und zugleich als "Gesellschaftstherapeut", der mit seinen Werken Mensch und Natur, Mensch und Sprache zu versöhnen und vereinen wusste.

Bernd Hamacher hat mit "Johann Wolfgang von Goethe. Entwürfe eines Lebens" eine etwas andere Biografie über Deutschlands Dichterfürst par excellence geschrieben. Er zeichnet das Leben dieses Menschen mit Hilfe seiner Werke und einzelnen Lebensstationen nach und überträgt seine Erkenntnisse als Strategie für ein erfolgreiches, modernes Gesellschaftsleben. Obwohl einem in der Schule einst gesagt wurde, dass der Protagonist eines Werkes nie mit dem Autor gleichzusetzen ist, so beweist Hamacher eindrucksvoll, dass stets ein Stück Seele des Verfassers in sein Werk hineinfließt und Rückbezüge auf die Realität unablässig sind. Denn schließlich ist Literatur nicht nur ein Fantasiegebilde, sondern auch Abbildung der Wirklichkeit. Neben Ausflügen in Goethes Leben gibt Hamacher dem Leser zugleich umfangreiches Werkwissen weiter, das Zugang zu Goethes Dramen, Romanen und Gedichten gewährleistet, wie man sie im Deutschunterricht nie bekommen könnte. Hamachers Buch ist somit nicht nur für Goethe-Kenner empfehlenswert, sondern auch für all jene, die mehr über den deutschen Dichter erfahren möchten, als beispielsweise die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia es je vermitteln könnte.

Susann Fleischer
19.04.2010

Diese Rezension bookmarken:

Social Bookmarking