Biographie

Schillers Leben - Ein Dasein zwischen Gefühl und Verstand

Eine ungebändigte Haarpracht, wie loderndes Feuer, umrahmt ein nachdenkliches Gesicht; die Augen klug und zugleich herausfordern, so schauen sie ihr Gegenüber an, sodass man sich ins Visier genommen fühlt. So wird Friedrich Schiller (1759-1805) auf dem Cover zum Buch "Schiller. Vom Feuerkopf zum Klassiker" präsentiert. Bereits bevor der Leser das Buch aufklappt, erkennt dieser mit einem Blick, dass Schiller eine Zeit des Wandels erlebte, die ihn zu dem machte, zu dem er inzwischen stilisiert ist: zum Dichterfürst der deutschen Nation.

In dem vorliegenden Buch geht der Autor Volker Hage dem Weg von Schillers "Verwandlung" nach und zeigt gleichermaßen auf, dass zeitlebens ein Dualismus zwischen Rebellion und Angepasstheit in Schillers Herzen herrschte, der sich sogar im Moment von Schillers Tod nicht auflöste. Dabei geht Hage systematisch vor, indem er in drei Kapiteln unterschiedliche Aspekte beleuchtet, die für das Verstehen von Schillers Natur unerlässlich sind:
1. Schillers erste Dramen, wegen denen Schiller sich gegen seinen Landesvater Karl Eugen von Württemberg richtete, und ihre Erfolge
2. Schiller als Lebemann, der vielen Frauen einen Moment des Glücks bescherte, bis er sich der nächsten Dame zuwandte
3. Schillers Freundschaft mit Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) während der Hochzeit der deutschen Literatur, der Weimarer Klassik.

Mit dieser Dreiteilung zeigt Hage den inneren Wandel Schillers auf, der substantiell für den einstigen Dramatiker ist, dabei schafft er es dies für den Rezipienten gut nachvollziehbar darzulegen. Es zeigt sich bei der Lektüre schnell, dass Friedrich Schiller ein großes Risiko einging, als er sich der Schriftstellerei widmete: Weil dieser eigentlich als Regimentsmedikus im Dienste Karl Eugens stand und der Herzog von Württemberg deshalb über seinen Untertan gebieten konnte, sah Schiller sich Zwängen gegenüber, wider die er sich auflehnte. Bereits sein erstes Drama "Die Räuber" (1781) schlug bei seiner Uraufführung im Mannheimer Theater am 13. Januar 1782 ein wie eine Bombe. Das Publikum geriet nach der Darbietung der Schauspieler außer Rand und Band, sodass Schiller in rasender Geschwindigkeit als "Revoluzzer" betitelt wurde.

Dieser Deklaration seitens der deutschen Bevölkerung wurde Schiller insofern gerecht, als er von seinem Wohnort floh, um sich als Schriftsteller sein Geld zu verdingen. Dass ihm damit die Herzen der Damen nur so zuflogen, dürfte für Schiller von besonderem Interesse gewesen sein - ihm wurden zahlreiche Liebschaften nachgesagt und er galt als der Frauenheld schlechthin. Obwohl sich Schiller in seiner Ehe mit Charlotte von Lengefeld bereits einer Art Mäßigung unterzog, bewirkte erst die Freundschaft zu Goethe, dass Schiller sich vom Lebemann zum Gemäßigten entwickelte. Werke wie "Maria Stuart", "Die Braut von Messina" und "Wilhelm Tell" entstanden in einer produktiven Phase von nur fünf Jahren, wobei insbesondere das erste Drama als Sinnbild der Weimarer Klassik gilt. Damit erreichte Schiller eine Art inneren Abschluss, indem er sich vom Freigeist, der sich von nichts und niemandem etwas sagen lässt, zu einem ernsten Schriftsteller entwickelte, der der Meinung seiner Kollegen Bedeutung beimaß.

Volker Hage spürt in "Schiller. Vom Feuerkopf zum Klassiker" mit viel Sinn für feine (Zwischen-)Töne und zahlreichen Zeitzeugnissen (unter anderem Briefe, Aussagen anderer Schriftsteller und Auszüge aus Schillers Dramen) einem Menschen nach, der mit seinen Werken sein eigenes Denkmal für die Nachwelt hinterließ. Durch die Aufteilung in die drei Kapitel vollzieht der Rezipient glaubwürdig und ohne Verwirrungen den inneren Dualismus Schillers nach, wenn dieser liest, dass Schiller stets einen kleinen Funken Auflehnung in sich trug, obwohl zum Ende hin seine Werke von einer unvorstellbaren Erhabenheit zeugten. Umso dankenswerter ist es, dass Hage sich der Person Schiller angenommen hat, damit auch Nicht-Germanisten Ausführliches über dieses Glanzlicht der deutschen Literatur erfahren.

Susann Fleischer
28.09.2009

 
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Das Buch:

Volker Hage: Schiller. Vom Feuerkopf zum Klassiker

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München: btb Verlag 2009
96 S., € 8,00
ISBN: 978-3-442-74009-3

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