Glossen & Berichte

Cool wie die Kerle - Karriere-Ratgeber für Frauen

Hamburg (dpa) - Karriere-Ratgeber für Frauen sind unter Managerinnen nicht unumstritten und werden vorzugsweise heimlich gelesen. Lange, makellose Beine, die vermeintliche Karriereleitern oder Stufen erklimmen, Highheels und Aktenköfferchen - schon die Cover transportieren häufig das, was viele von ihnen vehement ablehnen: eine Sonderstellung aufgrund ihres Geschlechts, um nur den Einsatz der «weiblichen Waffen» nicht zu erwähnen. Leider halten einige Bücher das, was ihre Aufmachung verspricht - erfreuliche Ausnahmen muss man suchen.

Zu vereinzelten Nachtschichten beim Networking rät Frauen-Coacherin Barbara Schneider und meint augenzwinkernd: «Lieber die Letzte an der Bar als die Erste im Büro». Sie erläutert ihre 10-30-60-Formel: «Beruflicher Aufstieg hängt nur zu 10 Prozent von der Qualität Ihrer Arbeit ab, 30 Prozent entfallen auf Ihren Ruf und 60 Prozent auf Ihren Bekanntheitsgrad. (...) sich zeigen, sich vernetzten, darauf kommt es an», meint die Trainerin in ihrem Buch «Fleißige Frauen arbeiten, schlaue steigen auf». Ein Blick ins Stichwortverzeichnis: Von B wie Bescheidenheitsfalle über K wie Karriere und Kind bis S wie Selbstzweifel. Sie rät: «Lächeln Sie nicht, wenn es keinen Grund dazu gibt.»

In diesen Büchern ist viel von Alphamädchen die Rede, die Schule und Unis mit Bestnoten verlassen, aber auf dem Weg in die Chefetage Nerven und Lust verlieren. Es geht um männliche Machtspielchen und Konferenzen, in denen es nicht um die Sache, sondern nur um Positionsgeschacher geht. Frauen falle es oft schwer, Konfrontationen auszuhalten, weil sie es als Kind nicht trainiert hätten, während Knirpse ihre Kämpfe schon früh mit Stöcken, Fäusten und Imponiergehabe austrugen.

Die Barbienummer ist out

Männlichen Machtdemonstrationen begegnet Frau am besten mit Arroganz, meint Unternehmensberater Peter Modler. Nicht als Haltung, sondern als Werkzeug, ergänzt der Autor in «Das Arroganz-Prinzip». Modler setzt auf die Macht der nonverbalen Kommunikation und der körperlichen Präsenz. «Move Talk» zum Beispiel kommt komplett ohne Worte aus und sei doch am wirksamsten, meint Modler. Gestik, Mimik, Haltung, räumliche Distanz. Auszug: «Nun wurde Frau Müller-Witt unsicher, nestelte nervös an ihrem Schmuckstück und wusste sich nicht mehr zu helfen.» Erst als sie ihrem Kollegen nach wenigen Worten mit einer entschiedenen Kopfbewegung die Tür wies, erhielt sie den gewünschten Respekt.

«Up or out», meint Annette C. Anton und findet, dass Frauen ab einer gewissen Hierachiestufe das Spiel der Männer schon mal mitspielen müssen, weil sie sonst aus dem Rennen sind. «Sie sind im Dschungel und nicht im Streichelzoo.» Ihr kurzweiliges Buch «Mädchen für alles - wie Sie die typisch weiblichen Jobfallen vermeiden» (Coverfrau in langer Hose mit Rollkoffer), gehört sicher zu den lesenswerten Ratgebern. Ganz uneitel berichtet sie von eigenen Erfahrungen. Die Programm-Leiterin des Frankfurter Campus-Verlags verfehlte die Shortlist für den nächsten Topjob früher oft nur, weil sie in einer «Mädchenfalle» steckte. Näheres dazu unter N wie «Nett bis zur Nervenkrise».

Gleichzeitig warnt sie vor uneffektiven Frauennetzwerken, in denen lediglich im Kollektiv gejammert wird. «Erfolgreiche Frauen haben in der Regel Besseres zu tun...». Den meisten sei es inzwischen ohnehin zu billig, mit der alten Barbienummer zu kommen. In den letzten Jahren sei es gelungen, ein paar wenige, aber strategisch wichtige «Brückenköpfe» zu besetzen», meint sie zuversichtlich. Und weiter: «Wir können wirklich cooler als die Kerle werden, wenn wir unseren Quatsch bleiben lassen, ohne ihren anzunehmen.»

Frauen, die gerade ihre Karriere planen, mögen dankbar zu den Strategie-Ratgebern greifen. Diejenigen, die es ins gehobene Management geschafft haben, lesen nach Einschätzung der Branche dann ohnehin wieder dieselben Ratgeber wie ihre männlichen Kollegen.

Annette C. Anton: Mädchen für alles - wie Sie die typisch weiblichen Jobfallen vermeiden
Campus-Verlag, Frankfurt/Main
207 Seiten, 17,90 Euro
ISBN 978-3-593-38849-6

Barbara Schneider: Fleißige Frauen arbeiten, schlaue steigen auf - Wie Frauen in Führung gehen
Gabal Verlag, Offenbach
224 Seiten, 19,90 Euro
ISBN 978-3-89749-912-6

Peter Modler: Das Arroganz-Prinzip - So haben Frauen mehr Erfolg im Beruf
Fischer Verlag, Frankfurt/Main
224 Seiten, 16,95 Euro
ISBN 978-3-8105-1294-9

 
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