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«Herr der Zwerge»: Fantasy-Autor Markus Heitz schafft eigene Welten

Zweibrücken (dpa/lrs) - Mit den Büchern über kleine Fabelwesen kam der ganz große Erfolg: Der Fantasy-Autor Markus Heitz (36) hat mit bislang vier Romanen über Zwerge eine eigene Welt geschaffen. Das «Geborgene Land» wird auch von Elben und Menschen bevölkert und von Unholden bedroht - von Orks, Trollen und Ogern. 1,2 Millionen Mal wurden die Romane der Zwergenreihe bislang verkauft und auf der «Spiegel»-Bestsellerliste schaffte es der Autor aus dem pfälzischen Zweibrücken mit dem letzten Band «Das Schicksal der Zwerge» bis auf Platz drei. Heitz selbst führt seinen Erfolg auch auf zwei Medien zurück, die deutlich jünger sind als das Buch: Auf den Film und auf das Internet.

Auch wenn in seinen Romanen die Fantasie wilde Blüten treibt ist der Arbeitsalltag des Autor eher nüchtern: Heitz steht früh auf, spätestens um 09.00 Uhr beginnt die Arbeit. Die Rollläden sind zu drei Vierteln heruntergelassen, um die Sonne draußen zu halten. Stattdessen brennen Kerzen. In Griffnähe stehenNachschlagewerke: Atlanten, wenn der Roman in der realen Welt spielt, Geschichtsbücher, wenn die Handlung in einem Fantasie-Universum abläuft. Denn man braucht das Wissen der realen Welt, um Fantastisches zu schaffen - etwa für die Kampf- und Kriegsszenen, meint er. Seine Romanreihe «Die Dunkle Zeit» spiele beispielsweise in der frühen Neuzeit, etwa im 17. bis 18. Jahrhundert, «nur ohne Schießpulver», sagt der Autor.

Heitz schreibt von 09.00 Uhr bis 13.00 Uhr. Nach Mittagspause und Essen arbeitet er weiter bis etwa 18.00 oder 19.00 Uhr. Dabei folge er gewissermaßen einer Karte: Er kenne Ausgangspunkt und Endpunkt der Handlung - und den ungefähren Weg dahin. Zwar gebe es Seitenpfade in verlockende Täler oder auf Höhen mit weitem Blick, und denen folgt er schreibender Weise auch zum eigenen Vergnügen - doch ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Beim Schreiben lebe er ganz in jener Fantasiewelt. «Ich sehe das vor mir wie einen Film, inklusive Kameraschwenks», sagt Heitz. Dabei will er auch nicht von außen gestört werden - «das wäre wie eine Werbeeinblendung in einem Spielfilm». Und nach so einer Unterbrechung müsste er erst wieder mühsam in die Fantasiewelt zurückfinden.

Geboren wurde der verheiratete Vaters einer Tochter in der saarländische Gemeinde Einöd, fünf Kilometer von Zweibrücken. Er besuchte das von katholischen Ordensleuten geführte Johanneum-Gymnasium in Homburg, es folgten Abitur, Studium und Magister-Abschluss in Literaturwissenschaft und Geschichte an der Universität Saarbrücken. Danach arbeitete er als Lokaljournalist für die «Saarbrücker Zeitung», 2002 wurde der erste Roman veröffentlicht, seit 2004 ist er freier Schriftsteller.

Sein Werdegang zum Berufsautor begann mit 14, als Heitz erste kleine Geschichten schrieb. Es folgten Fantasy, Science Fiction, immer für einen engen Freundeskreis aus fünf bis sechs Schulkameraden, die seine ersten Leser waren. Dann fragte er sich: Kann ich einen Roman schreiben? Es entstand «Schatten über Ulldart».Zwei von vier angeschriebenen Verlagen wollten den Stoff haben, 2002 erschien der Erstling. Dann schrieb er einen Roman nach dem anderen, bis mit dem Zyklus der «Zwerge» der Durchbruch gelang.

Bislang hat er, die Kurzgeschichten nicht mitgerechnet, 24 Bücher verfasst und weitere werden wohl folgen. Einfälle, Skizzen und Bilder hält Heitz in vielen kleinen Notizheften fest. Hat er nie Angst, dass der Stoff ihm ausgeht? «Nein», sagt Heitz. Der Stoff in seinen Notizbüchern reiche für Jahre.

Dass sich das Genre Fantasy auch in Deutschland einer gewissen Popularität erfreut, führt Heitz auf J.R.R. Tolkiens «Herr der Ringe» zurück. Doch der Erfolg beruhe weniger auf den Büchern als auf der Verfilmung von Tolkiens Romanen. Diese hat nach Heitz' Darstellung ein Publikum im Alter zwischen 13 und 30 Jahren geschaffen, das - vom Film inspiriert - mehr Stoff dieser Art in Buchform suchte. Zur Kommunikation nutzt die Fangemeinde ein zweites modernes Medium: das Internet. In Foren wie www.geborgenes-land.de tauschen sich die Leser seiner Romane aus, dazu kommen fast zahllose andere Webseiten für Fantasy-Literatur.

Auch der Autor selbst kommuniziert per Internet mit seinen Fans. Rund 30 Mails mit den unterschiedlichsten Fragen gehen bei ihm pro Woche ein. Auf Antwort müssen die Fantasy-Fans - je nach Arbeitsbelastung des Autors - allerdings bis zu vier Wochen warten.

Ewald Trojansky, dpa
21.07.08

Eine Rezension zu Heitz' Buch "Das Schicksal der Zwerge" finden Sie hier.

 
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