Glossen & Berichte

"Eine symbolische sprachliche Brücke" zwischen Italien und Deutschland bauen – der deutsch-italienische Übersetzerpreis

Am 21. Februar 2008 verleiht der deutsche Botschafter in Italien, Michael Steiner, den deutsch-italienischen Übersetzerpreis im Auditorium des Goethe-Instituts in Rom. Die zum ersten Mal stattfindende Preisvergabe wird vom Goethe-Institut, dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Bernd Neumann, und dem Auswärtigen Amt initiiert. Prämiert werden sollen mit dem Preis im jährlichen Wechsel die Übersetzungen deutsprachiger Bücher ins italienische und umgekehrt.

Die Preisträger

Der Preis wird in drei verschiedenen Kategorien vergeben. Für die beste italienische Übersetzung eines deutschsprachigen Buches 2006/2007 wählte die 7köpfige italienisch-deutsche Jury unter Vorsitz von Magda Olivetti (Florenz) und Maike Albath (Berlin) am 15. Dezember 2007 Domenico Pinto aus. Der 1976 geborene Pinto arbeitet beim Verlag Lavieri in S. Angelo in Formis (Caserta) und studierte Italianistik in Napoli und Germanistik in Düsseldorf. Den Preis erhält er für die Übersetzung von Arno Schmidts "Aus dem Leben eines Fauns" (Haffmans). Im Italienischen trägt das Buch den Titel: "Dalla vita di un fauno" (Lavieri Editore, S. Angelo in Formis (Caserta)).

Für ihr übersetzerisches Lebenswerk wird die 1953 in Napoli geborene Anita Raja ausgezeichnet. Sie übersetze für den Verlag e/o einen Großteil der Bücher von Christa Wolf, daneben auch Werke und Schriften von Franz Kafka, Bertolt Brecht, Hans Magnus Enzensberger u.a.

Den Debüttantenpreis für die beste Nachwuchsübersetzerin 2006/2007 erhält Monica Pesetti. Geehrt wird sie für ihre Übertragungen von Daniel Kehlmanns Buch "Ich und Kaminski" (Suhrkamp) und Hartmut Langes Werk "Leptis Magna" (Diogenes) ins Italienische (Voland Edizioni, Rom). Der Arbeitsschwerpunkt der 1972 in Castelnuovo Garfagnana geborene Literatur- und Sprachwissenschaftlerin Pesetti liegt auf literarischen Übersetzungen bei der "Scuola Europea di Traduzione Letteraria (SETL)" in Torino. Daneben überträgt sie Radioreportagen ins Italienische und schreibt für verschiedene Zeitungen.

Pinto und Raja erhalten jeweils 7.500 Euro Preisgeld, Pesetti ein Stipendium beim Europäischen Übersetzer-Kollegium in Straelen (Nordrhein-Westfalen).

Intentionen der Initiatoren

Die Preisverleihung ist ein Bestandteil der seit 2005 laufenden Aktivität der sieben Goethe-Institute in Italien, die Literaturvermittlung zwischen Italien und Deutschland zu intensivieren und, so die Leiterin des römischen Goethe-Instituts Susanne Höhn, die zeitgenössische deutsche Literatur durch die „Schaffung eines Netzwerkes von Kontakten und Kenntnissen zwischen der neuen deutschen und italienischen Belletristik“ zu fördern.

Ziel ist es, den geistigen und kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Italien zu verbessern und gegenseitige Vorurteile von der „italienischen Unzuverlässigkeit“ und der "deutschen Anmaßung", von "Wankelmut" und "Oberlehrertum" (so der italienische Historiker Gian Enrico Rusconi), die sich auch und gerade im kulturellen Bereich niederschlagen, abzubauen. So soll der Preis, wie Botschafter Steiner mitteilte, "eine symbolische sprachliche Brücke" zwischen Deutschland und Italien schlagen. Zudem soll durch die Verleihung auf die schwierige und oftmals schlecht bezahlte Arbeit der Übersetzer aufmerksam gemacht werden.

Deutsche Literatur in Italien

Die seit 2005 laufenden Aktivitäten der Goethe-Institute in Italien, die durch den Preis sicherlich ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen, starteten in eine Zeit, in der die Süddeutsche Zeitung (November 2005) von einer wachsenden politischen aber damit auch kulturellen Entfremdung zwischen beiden Staaten sprach.
 
Dass die Anstrengungen der Goethe-Institute insgesamt nicht ohne Erfolg blieben, zeigt sich an dem steigenden Interesse an deutschsprachiger Literatur in Italien und an der Zunahme an Übersetzungslizenzen für deutschsprachige Bücher. Das obwohl insgesamt gesehen das Interesse der italienischen Leser an fremdsprachiger Literatur in den letzten Jahren leicht abgenommen hat. Nach Angaben des italienischen Verlegerverbandes AIE ("Associazione Italiana Editori") stammen 7,9% aller literarischen Übersetzungen aus dem deutschen Sprachraum (englischer Sprachraum 54,4%, französischer Sprachraum 12,8%). Damit liegen die Übersetzungen aus dem Deutschen, nach vor denen aus dem spanischensprachigen Ausland, auf Platz drei. Allerdings ist davon auszugehen, dass Übersetzungen aus dem Spanischen die aus dem Deutschen in den nächsten Jahren überrunden werden.
 
Die Preisverleihung findet am 21. Februar 2008 um 17:30 Uhr im Auditorium des Goethe-Instituts Rom in der Via Savoia 15 statt.

Weiterführende Links:
- Goethe-Institut Rom:
  www.goethe.de/ins/it/rom/deindex.htm
- Neue Deutsche Literatur in Italien:
  www.goethe.de/ins/it/lp/prj/lit/de529838.htm
- Europäisches Übersetzerkolleg Straelen:
  www.uebersetzerkollegium.com/de/kollegium/index.html

Robert Korntheuer
18.02.2008

 
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