Buch des Monats Juli 2013

Langdon , übernehmen Sie!

Der berühmte Symbolforscher Robert Langdon erwacht in einem Krankenbett in Florenz und kann sich an seine letzten Erlebnisse nur bruchstückhaft erinnern. Bald stellt sich heraus, dass ein genialer Wissenschaftler mit einem von ihm selbst entwickelten Virus plant, Milliarden von Menschen zu infizieren. Gehetzt von Häschern flieht Robert Langdon an der Seite der geheimnisvollen Sienna und jagt dabei selbst einer Reihe von Hinweisen hinterher, um die drohende Katastrophe zu verhindern. Dabei spielen der Schriftsteller Dante Alighieri und sein Opus Magnum "Die Göttliche Komödie" eine zentrale Rolle.

Mit dem Thriller "Inferno" legt Dan Brown bereits den vierten Roman vor, in dessen Mittelpunkt der Symbologe Robert Langdon steht. Wiederum gelingt dem Autor ein spannendes Verwirrspiel, bei dem er immer wieder gekonnt Spannungsbögen kreiert und Cliffhanger effektiv platziert. Auch dieser Roman zeichnet sich durch seine akribische Recherche aus, die Basis dafür ist, dass die Grenzen zwischen Realität und Fiktion immer wieder verschwimmen. Dadurch entsteht der Eindruck, dass sich ein Großteil der Geschehnisse wirklich so ereignen könnte. Nachvollziehbar und interessant gestaltet ist besonders die Figur des "Bösewichts", dessen Motivationen - wenngleich nicht unbedingt seine Mittel - durchaus nachvollziehbar scheinen. Dabei thematisiert Dan Brown in seinem Roman auch eines der großen Probleme der Gegenwart. Durch die anschauliche und ausführliche Beschreibung von Schauplätzen - sei es die Architektur von Florenz oder ein orientalischer Basar - scheint es dem Leser fast so, als jage er an der Seite von Robert Langdon nach dem nächsten Hinweis.

Wer die früheren Robert-Langdon-Romane kennt, den erwarten strukturell nicht viele Überraschungen. Der Symbologe hetzt wieder auf einer Schnitzeljagd für intellektuelle Rätselfreunde durch die (Welt-)Geschichte, wobei sich Verbündete bald als Gegner und Gegenspieler als Alliierte erweisen und wenig wirklich das ist, was es zunächst zu sein scheint. Meistens arrangiert Dan Brown diese überraschenden Wendungen der Puzzleteile gekonnt und auch sehr geschickt. Einige wenige Elemente wirken - ohne an dieser Stelle bereits zu viel verraten zu wollen - aber im Nachhinein nicht vollständig plausibel. Bildlich gesprochen scheinen ein paar Teile des Puzzles sich am Ende nicht ganz nahtlos zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen zu lassen.

Mit "Inferno" gelingt Dan Brown ein weiterer exzellent recherchierter Thriller, der durch großen Realismus, eine aktuelle Thematik und geschickt aufgebaute Spannungsbögen überzeugt. Strukturell ändert sich gegenüber den Vorgängern allerdings wenig. Aber warum sollte man ein funktionierendes Erfolgsrezept auch über den Haufen werfen? 

Ingo Gatzer
24.06.2013

 
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Das Buch:

Dan Brown: Inferno. Aus dem Amerikanischen von Axel Merz und Rainer Schuhmacher

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Köln: Lübbe Verlag 2013
688 S., € 26,00
ISBN: 978-3-7857-2480-4

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