Buch des Monats - September 2011

John Grishams "Geständnis": Plädoyer gegen die Todesstrafe

Der US-amerikanische Autor John Grisham hat einen neuen Roman verfasst, der an Spannung kaum zu ?berbieten ist. "Das Gest?ndnis" ist ein eindringliches Pl?doyer gegen die Todesstrafe in den USA. 

Kann das Gest?ndnis des Serient?ters Travis Boyette den Todeskandidaten Dont? Drumm in letzter Minute noch vor der Giftspritze retten? Reverend Keith Schroeder, dem der mehrfach vorbestrafte und derzeit unter Bew?hrungsauflagen freie Boyette die Vergewaltigung und Ermordung eines jungen wei?en M?dchens beichtet, schwankt zwischen Gesetzestreue und humaner Verantwortlichkeit. Um die in wenigen Tagen angesetzte Hinrichtung des Schwarzen Drumm noch stoppen zu k?nnen, m?sste er mit Boyette den Bundesstaat Kansas verlassen und damit gegen dessen Bew?hrungsauflagen versto?en. "Das Gest?ndnis" versetzt sowohl den Reverend als auch den Leser des gleichnamigen neuen Romans von John Grisham von Beginn an unter Starkstrom. 

Mit diesem Thriller betritt der US-amerikanische Erfolgsautor ("Die Jury", "Die Firma", "Die Akte") wieder vertraute Pfade, nachdem er sich zwischenzeitlich den Genres Sachbuch und Erz?hlungen zugewandt hatte. Fast alle seiner weltweit ?ber 250 Millionen verkauften B?cher besch?ftigen sich mit dem Thema Justiz. Das Justizwesen in den USA geht nach Ansicht des studierten Juristen Grisham ?ber Leichen. Und so ist der neue Roman einmal mehr ein Pl?doyer f?r die Abschaffung der Todesstrafe. 

Schlampige Ermittlungen, korrupte Polizisten, Anw?lte und Politiker, erzwungene Gest?ndnisse, Unterschlagung von Beweismitteln, Rassendiskriminierung - all das hat erwiesenerma?en in den USA schon zu zahlreichen Justizirrt?mern gef?hrt. 

Die Geschichte hat eine besondere Struktur: Es gibt keinen Spannungsbogen im eigentlichen Sinn. Allein dadurch, dass der unschuldige Drumm in vier Tagen die Giftspritze erhalten soll und eigentlich nur noch durch Boyettes Aussage gerettet werden kann, wird der Leser von Beginn an unter Strom gesetzt. Die schwierige Entscheidung des Reverend, die zweifelhafte Glaubw?rdigkeit Boyettes, eine Menge misslicher Begleitumst?nde und die verzweifelten Kraftanstrengungen des Drumm-Anwalts Robbie Flak sind schwei?treibend. 

"Das Gest?ndnis" ist ein typischer Grisham. Ein wenig k?nnte man meinen, der Autor von bislang 22 kommerziellen Erfolgen schreibt sich selbst ab. Auch im Sachbuch "Der Gefangene" ging es um einen Justizirrtum und den Versuch, den Todeskandidaten kurz vor seiner Hinrichtung freizubekommen. Etliche andere Thriller drehten sich ebenfalls stets um Recht und Gerechtigkeit, Korruption und Manipulation durch Exekutive, Legislative und Judikative. 

Die Thematik ist oft ?hnlich, die Herangehensweise aber nicht. Im Episodenbuch "Das Gesetz" schildert Grisham minuti?s die Hinrichtung eines M?rders, ?hnlich wie im "Gest?ndnis". Aber sind dort Ironie und Sarkasmus stilistische Hauptmittel, sind es hier die Spannung f?rdernde Emotionalit?t und N?chternheit im st?ndigen Wechsel. Allen Werken gemein ist das humanit?re Anliegen. Und das l?sst auch im neuen Grisham manche Schwarz-wei?-Malerei und den einen oder anderen unfertigen Charakter nebens?chlich erscheinen. 

Frauke Kaberka, dpa 
05.09.2011

 
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Das Buch:

John Grisham: Das Geständnis. Aus dem Amerikanischen von Oliver Neumann

München: Heyne Verlag 2011
527 S., € 21,99
ISBN: 978-3-453-26659-9

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