Buch des Monats Oktober 2025
Kriminalroman über Verbrechen, Korruption und Antisemitismus im Manhattan des frühen 20. Jahrhunderts
Manhattan, NYC, 1883-1919. Abraham Cahan, Chefredakteur des "Jewish Daily Forward", ist das Geweissen des jüdischen Ghettos, in dem es von korrupten Polizisten, Gangstern, Miethaien und gierigen Investoren nur so wimmelt. Und mittendrin ein junger Mann. Nachdem Ben Ravage aus einer Hölle von Waisenhaus gerettet wurde und in Harvard Jura studierte, wird er Detektiv bei der Kehillah, einer Privatpolizei reicher jüdischer Geschäftsleute, die deren Interessen an der Lower East Side durchsetzen soll. Vor allem soll er einen halbverrückten Bösewicht, der die Prostituierten in der Allen Street angreift, aus dem Verkehr ziehen. Dabei entdeckt er, dass sein Schicksal unwiderruflich mit dem dieses gewalttätigen, finsteren Mannes verbunden ist. Denn seine Herkunft ist eher unrühmlich: die Mutter in der Irrenanstalt, der Vater ein Geschäftsmann von zweifelhaftem Ruf.
Ben ist es seit seiner Kindheit gewohnt zu kämpfen. Seine Intelligenz und seine Hartnäckigkeit machen ihn zum Unikum im Ghetto und rufen so manchen Neider auf den Plan. Doch zu seinem Glück verfügt Ben über viele weitere einmalige Eigenschaften. Und so beschließt er, selbst zum Angriff zu blasen. Dass er allerdings schon bald mit den Schatten seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird, war dabei nicht geplant. New York wird für ihn zum heißen Pflaster; insbesondere aber innerhalb des Gerichtsgebäudes. Denn er droht nicht länger der Protegé eines der mächtigsten Männer der Millionenmetropole zu sein. Und doc ist Ben nicht gewillt, so schnell die Flinte ins Korn zu werfen. Er will um jeden Fall den Serienmordfall aufklären. Ungeachtet, was das für ihn sowohl beruflich als auch privat, insbesondere für die Gesundheit der eigenen Seele, bedeuten mag ...
Krimiunterhaltung, die einschlägt wie eine Bombe - nur die wenigsten Romane rocken dermaßen wie die eines Jerome Charyn. Und wie "Ravage & Son" beweist, kommt das einer treffenden Beschreibung für das Schreibkönnen Charyns nicht einmal ansatzweise heran. Solch eine Lektüre lässt einen schier ausflippen. Noch dazu direkt nach dem Aufschlagen. Das ist es einfach unmöglich, das vorliegende Buch auch nur für einen kurzen Augenblick aus der Hand zu legen. Die Lobeshymnen von Michael Chabon ("Jerome Charyn ist einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller"), der New York Sun ("Als ob die Lower East Side von Shakespeare erfunden wäre") oder PopMatters ("Eine Mischung aus Jekyll und Hyde, Noir und Krimi - und ein Klassiker von Geburt an") wird diesem Genuss kaum gerecht. Also, unbedingt lesen, lesen, lesen, bis man ganz außer Atem ist und darüber hinaus!
Von nichts im Bücherregal fühlt man sich dermaßen berauscht wie von einem Werk aus Jerome Charyns Feder. Mit "Ravage & Son" erfährt man Thrill-Time, die alles ist, aber ganz sicher nicht nullachtfünfzehn. Definitiv ein absolutes Highlight unter den Neuerscheinungen 2025! Bei solch einer Lektüre haut's einen gleich ab dem ersten Satz glatt vom Hocker. Der US-Amerikaner schreibt (Krimi-)Literatur fernab des Mainstreams. Davon kann man partout nicht genug bekommen!
Susann Fleischer
06.10.2025
