Buch des Monats Mai 2023

Nicht nur Safiers persönlichstes Buch, sondern auch ein (literarisches) Mahnmal wider das Vergessen - kurzum: ein Juwel von einem Roman

Zwei Menschen, ein Jude, der seine Familie im Holocaust verloren hat, und eine junge deutsche Witwe, begegnen sich im Nachkriegsdeutschland und verlieben sich ineinander. "Solange wir leben" führt den Leser durch fast hundert Jahre und um die halbe Welt. Vom Wien des Jahres 1937, durch die Gefängnisse der Gestapo, nach Palästina, wo Joschi als Barmann und Spion arbeitet und schließlich zur See fährt. Waltraut wächst als Tochter eines Werftarbeiters in Bremen auf, erlebt Kriegszeit, Trümmerjahre und Wirtschaftswunder. Bei ihrer ersten Begegnung ist Waltraut eine junge alleinerziehende Witwe, Joschi zwanzig Jahre älter als sie. Der Gedanke, aus Liebe zu einer Frau nach Deutschland, ins Land der Täter, zu gehen, sprengt seine Vorstellungskraft. Und doch steht er eines Tages mit einer Schreibmachine unter dem Arm vor ihrer Tür. Und bleibt.

Was ist stärker, die Liebe oder das Schicksal? In "Solange wir leben", einem dramatischen und zärtlichen Roman gleichermaßen, erzählt Bestsellerautor (außerdem schriftstellerisches Universalgenie) David Safier die Geschichte seiner Eltern: Wenig spricht dafür, dass die beiden sich ineinander verlieben und ein gemeinsames Leben wagen - ein Leben geprägt von steilen Höhenflügen und dramatischen Schicksalsschlägen. Zwei außergewöhnliche Menschen, die versuchen, sich durchzuschlagen und ihre Liebe zu leben. Sie erleben großes und kleines Glück, aber auch dramatische Schicksalsschläge. Wie muss ein Band zwischen zwei Menschen beschaffen sein, um all dem zu trotzen? "Nie wäre ich auf die Idee gekommen, über meine Eltern zu schreiben, wenn sie nicht das Leben von großen Romanfiguren geführt hätten." (David Safier)

Ein Meisterwerk der Erzählkunst, voller poetisch-schönster Sprachgewalt und größter Gefühle - das Leben ist ein anderes, nachdem man "Solange wir leben" gelesen hat. David Safier hat mit "28 Tage lang" bereits eindrucksvoll bewiesen, dass er nicht nur amüsante Komödie kann, sondern auch ergreifende Literatur, die von innen heraus regelrecht leuchtet. Und das tut das vorliegende Buch vom ersten bis zum letzten Satz: Es kommt einem Wunder gleich. Safier löst im Leser eine Vielzahl von Emotionen aus, so unter anderem Hoffnung und Trost, aber auch Trauer und Wut. Was man mit seiner Neuerscheinung in die Hände bekommt, fesselt einen so sehr, dass man von der Welt nichts mehr mitbekommt, sorgt für Gänsehaut am ganzen Körper und ist schockiert über die Grausamkeit des Nazi-Regimes, in der Safiers Familiengeschichte erblüht wie eine seltene Blume.

Ein Erzähltalent wie das von David Safier sucht seinesgleichen in der deutschen Literatur. "Solange wir leben" ist ein Lektüregenuss, der das Herz berührt und einem sogar bricht. Solch grandiose Unterhaltung hat Seltenheit im Bücherregal. Deshalb lesen, unbedingt! Auch weil das vorliegende Buch zeigt, dass man auch in den dunkelsten Stunden seine Hoffnung niemals aufgeben sollte. Und (nicht nur) deshalb sollte man es hüten wie den wertvollsten Schatz in seinem (Leser-)Leben!

Susann Fleischer 
24.04.2023

 
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Das Buch:

David Safier: Solange wir leben

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Hamburg: Kindler Verlag 2023 464 S., € 24,00 ISBN: 978-3-463-00030-5

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