Buch des Monats August 2021

Krimiliteratur, die dem Leser die italienische Sonne nachhause holt

Paolo Ritter, informeller Mitarbeiter im Sachgebiet "Fallanalyse und Tathergangsrekonstruktion" des bayrischen LKA, schiebt derzeit eher Frust als Lust. Hat seine Freundin zugleich auch Vorgesetzte Julia auf seinen Heiratsantrag noch immer keine Antwort gegeben. Da trifft es sich doch eigentlich ganz gut, als sich ihm eine Möglichkeit zur Flucht eröffnet. Wäre es nicht ausgerechnet Italien! Das verhasste Land, in dem er jedes Jahr als Kind mit Bruder Felix und den Eltern die Sommerferien verbracht hat. Doch Paolo reist nicht zum Vergnügen dort hin, sondern der Auftrag, aufgefundene NS-Raubkunst nach Parma überzustellen. Also geht es mit einem Sprinter und einem zwiebelessenden Fahrer über den Brenner zur beliebtesten Urlaubsregion Italiens, der Emilia-Romagna.

Hätte Paolo gewusst, dass aus zwei Tagen Aufenthalt plötzlich eine Woche wird - er hätte garantiert niemals zugesagt, das Gemälde des Renaissance-Malers Correggio in dessen Heimat zurückzubringen. Nun sitzt er ordentlich in der Patsche. Denn schon bald wird der Kurator der Galerie in Parma tot aufgefunden. Die Polizia Criminale in Gestalt von Kommissar Aldo Borghesi will den Fall als Suizid ad acta legen. Allerdings hat Paolo so seine Zweifel. Kurzerhand ermittelt er auf eigene Faust, mit der Restaurantbesitzerin Lucia an seiner Seite. Die beiden und kein Täter kommt ungestraft davon. Oder etwa doch? Jede noch so heiße oder kalte Spur erweist sich als Sackgasse. Da hilft nicht einmal mehr Paolos episodisches Gedächtnis. Seine Hartnäckigkeit hingegen schon ...

Crime-Time, die den Leser so sehr begeistert und amüsiert, dass dieser nach nur wenigen Sätzen glatt von der Couch plumpst - eine Laus auf der Leber jedenfalls hat keinerlei Chance mehr, sobald man "Mord in Parma" zur Hand nimmt. Dani Scarpa bereitet Krimifans ein witzig-spritziges Vergnügen, das auf jeder Seite zudem überraschend ist und das es auch an Spannung nicht fehlen lässt. Man erfährt hier einen erstklassigen Krimispaß, darüber hinaus einen der herrlichsten Sorte. Der erste und hoffentlich längst nicht letzte Fall für Paolo Ritter überzeugt auf ganzer Linie, vor allem aber mit Detektivarbeit vom Feinsten. Wenn er ermittelt, hat man noch Stunden nach dem letzten Wort Muskelkater vom Dauerschmunzeln. Was für ein Knaller, gar Kracher im Bücherregal!

Paolo Ritter hat definitiv und ohne jeden Zweifel das Zeug zum Kultermittler à la Donna Leons Commissario Guido Brunetti, allerdings mit dem Spürsinn eines Sherlock Holmes. Seine Fälle lesen sich äußerst spannend, aber auch ziemlich amüsant. Da kommt bei deren Lektüre zu keinem Satz so etwas wie Langeweile oder schlechte Laune auf. "Mord in Parma" weckt im Rezipienten darüber hinaus die Sehnsucht nach einem Kurztrip ins schöne Italien. Autor Dani Scarpa gelingt mit seinem "Debüt" Krimiliteratur mit dem Erholungseffekt eines zweiwöchigen Urlaubs. Unbedingt mehr, viel, viel mehr!

Susann Fleischer 
02.08.2021

 
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Das Buch:

Dani Scarpa: Mord in Parma

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Hamburg: Rowohlt Polaris 2021 352 S., € 16,00 ISBN: 978-3-499-00242-7

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