Buch des Monats Dezember 2019

Starke Frauen und Bücher

Als die junge Alice 1937 den hübschen Amerikaner Bennett kennenlernt, hofft sie, durch eine Heirat mit ihm ihrem spröden englischen Elternhaus entkommen zu können, und folgt ihm in die USA. Dort angekommen sieht sie sich mit einer komplett anderen Realität konfrontiert: Bennett und sein Vater Geoffrey Van Cleve, ein tyrannischer Minenbesitzer, leben in der Einöde Kentuckys in Baileyville. Rundherum nur wildes Land, Berge und Minen - und der gesellschaftliche Staub der letzten Jahrhunderte.

Schon bald merkt Alice, dass auch die Ehe mit Bennett sich nicht so entwickelt, wie sie es sich gewünscht hätte. Auf der Suche nach Liebe, Anerkennung und Selbstverwirklichung ergreift sie die Gelegenheit, als Margery O’Hare, eine unbeugsame Außenseiterin und Leiterin der Satteltaschenbücherei, ihr einen Job anbietet. Die Bibliothekarinnen der von der Präsidentengattin Eleanor Roosevelt gegründeten Bücherei, die mittellosen Familien Zugang zu Büchern und Bildung verschaffen soll, reiten Tag für Tag in die Berge Kentuckys und bringen vom Kochbuch bis zum Comic alles Lesbare zu den abgelegen lebenden Familien.

Dass diese Art der Arbeit und vor allem die Verbreitung von Literatur, bei der es sich nicht um die Bibel handelt, bei einem Großteil der Bevölkerung von Baileyville auf große Ablehnung stößt, ist Alice dabei egal. Sie findet in Margery und den anderen Mitarbeiterinnen wahre Freundinnen und letztlich auch den Mut, aus ihrer lieblosen Ehe auszubrechen.

Jojo Moyes gelang 2013 mit ihrem Roman "Ein ganzes halbes Jahr" der Durchbruch als Schriftstellerin - rund zehn Jahre nach ihrem Debütroman. Die gelernte Journalistin steht seitdem regelmäßig auf den Bestsellerlisten. Zu "Ein ganzes halbes Jahr" sind mittlerweile zwei Fortsetzungen erschienen. Zwischen diesen drei sehr erfolgreichen Romanen sind jedoch immer wieder ältere Werke der Autorin auf den deutschen Markt gebracht worden. "Wie ein Leuchten in tiefer Nacht" ist nun endlich wieder ein wirklich neuer Roman der Britin, der erste nach Abschluss der drei Will-und-Louisa-Romane.

Moyes begibt sich mit ihrem aktuellen Werk in die Vergangenheit und beweist damit, dass sie nicht nur starke Frauencharaktere im Hier und Jetzt entwerfen kann, sondern auch in längst vergangenen Zeiten, in denen es Frauen nicht ohne Weiteres möglich war, ihr eigenes Leben zu leben. Umso mehr fiebert man mit Alice, Margery und Co. mit, wenn sie verzweifelt versuchen, sich Respekt und Anerkennung zu verschaffen - als Ehefrauen, als berufstätige Frauen und als Frauen mit einer eigenen Meinung.

Wie schon bei allen Vorgängerromanen von Jojo Moyes ist auch diesmal wieder Luise Helm, die u.a. als Synchronsprecherin von Scarlett Johansson bekannt ist, für die Vertonung der Geschichte zuständig. Mit ihrer klaren und außerdem sehr wandelbaren Stimme drückt sie den verschiedenen Charakteren ihren ganz eigenen Stempel auf, so dass Jojo Moyes' Geschichten nicht nur ans Herz gehen, sondern auch ein Genuss für die Ohren sind.

Sabine Mahnel 
25.11.2019

 
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Das Buch:

Jojo Moyes: Wie ein Leuchten in tiefer Nacht. Aus dem Englischen von Karolina Fell

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Sprecherin: Luise Helm Berlin: Argon Verlag 2019 Spielzeit: 660 Min., € 19,95 ISBN: 978-3-8398-1767-4

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