Buch des Monats Mai 2019

Das geheime Leben des William Desmond Taylor

Los Angeles, Februar 1922. Der berühmte Regisseur William Desmond Taylor wird am Morgen des 1. Februar tot in seiner Villa in Hollywood aufgefunden. Entdeckt wird die Leiche von keinem geringerem als dem Privatermittler Hardy Engel, der eigentlich seinem Job und vor allem den machtgierigen und korrupten Filmstudios Hollywoods den Rücken kehren wollte, nachdem ihn seine letzten Ermittlungen nur wenige Monate zuvor fast das Leben gekostet haben. Doch am Abend vor seinem Tod rief Taylor Engel an und bat ihn um Hilfe. Engel sah sich gezwungen, dem Mann, der ihm einst seine erste Filmrolle - Engel will sich eigentlich als Schauspieler etablieren - verschafft hatte, zu helfen.

Als Engel am nächsten Morgen bei Taylor erscheint und ihn tot auffindet, gerät er schnell selbst in Verdacht, denn der Tote ist ganz offensichtlich nicht eines natürlichen Todes gestorben. Da Engel nun selbst des Mordes verdächtigt wird, hat er keine Wahl: Er muss wieder als Ermittler tätig werden und den wahren Täter finden. Schnell gibt es Spuren, die zu einem Drogenbaron führen, der die gesamte Filmbranche mit Drogen versorgt, und zu einem ehemaligen Butler von Taylor, der ihn erst kürzlich in einem Brief erpresst und Geld von ihm verlangt hat. Auch die vielen Liebesbriefe und Spitzenhöschen mit Namensschildern, die bei dem Junggesellen Taylor gefunden werden, geben Anlass für weitreichende Ermittlungen bei seinen Verflossenen.

Als Engel schon bald von der sonnigen Westküste ins kalte New York geschickt wird, um im Auftrag der Staatsanwaltschaft zu ermitteln und den ehemaligen Butler zu finden, entdeckt Engel eine ganz andere Spur. Taylor hieß nicht immer Taylor, sondern eigentlich Deane-Tanner und hat Jahre vor seiner Hollywood-Karriere als Antiquitätenhändler gearbeitet. Eines Tages jedoch verlässt er seine Frau und Tochter ohne Erklärung und fängt ein neues Leben an. Was hatte er zu verbergen und was wollen die Studiobosse vertuschen, indem sie selbst falsche Fährten legen und den Fall vorzeitig für gelöst erklären?

Hardy Engel, der ehemalige deutsche Polizist und Möchtegern-Hollywood-Schauspieler, ist auch in seinem zweiten Fall ein mit allen Wassern gewaschener Ermittler, den auch der Verlust eines Auges bei seinem letzten Fall nicht davon abhält, sich wieder mit Leib und Seele in die Arbeit zu stürzen. Auch diesmal entkommt er nur knapp dem Tod, wird dafür aber mit einer reizenden jungen Dame, die ihm zur Seite steht - privat und beruflich - belohnt.

Der Drehbuchautor Christof Weigold, der mit Hardy Engels erstem Fall aus dem vergangenen Jahr sein Krimidebüt gegeben hat, kann mit "Der blutrote Teppich", dem zweiten Fall seiner Reihe, über die frühen Jahre Hollywoods nahtlos an die überzeugende Story und das beeindruckende Zeitkolorit des ersten Bandes anknüpfen. Mit der gelungenen Verknüpfung eines Kriminalfalls mit der beginnenden Ära Hollywood kann Weigold nicht nur bei Krimifans punkten, sondern auch diejenigen mit an Bord holen, die sich für historische Romane interessieren. Das Besondere an Hardy Engels Ermittlungen ist nämlich, dass ihnen immer ein wahrer Fall zugrunde liegt, der allerdings von Weigold mit viel künstlerischer Freiheit ausgestattet wird. Der wahre Fall Taylor beispielsweise gilt bis heute als ungeklärt.

Wie schon der erste Band der Hardy-Engel-Reihe wird auch "Der blutrote Teppich" von Uve Teschner wieder meisterhaft gelesen. Die gekürzte Lesung strotzt nur so vor unterschiedlichen Stimm- und Stimmungslagen, die Teschner alle beherrscht - vom abgebrühten Polizisten bis zur minderjährigen Filmdiva und deren bestimmenden Mutter. Das Prädikat "Großes Kino" ist bei dieser Leistung und bei der Thematik vollkommen berechtigt.

Sabine Mahnel 
06.05.2019

 
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Das Buch:

Christof Weigold: Der blutrote Teppich

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Sprecher: Uve Teschner Berlin: Der Audio Verlag 2019 Spielzeit: 930 Min., € 19,99 ISBN: 978-3-7424-0952-2

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