Wissenschaften

Die Römer kamen , sahen - und brachten Wörter mit!

Dass W?rter wie Suizid, Moratorium oder Subvention nicht der deutschen Sprache entspringen, sondern aus dem Lateinischen in unseren Sprachraum eingewandert sind, ist auf den ersten Blick ersichtlich. Doch dass auch die Socke, der Keller, das Fenster und das Pferd aus der Sprache der R?mer, die viele Jahrhunderte lang einen Gro?teil Europas beherrscht haben, kommen, ist zumindest f?r diejenigen unter uns, die sich nicht mit Sprachwissenschaft besch?ftigen, nicht sofort erkenntlich. Der Schriftsteller, Linguist und Sprachberater Klaus Mackowiak hat in seiner neuesten Ver?ffentlichung "C?sars Verm?chtnis" 250 lateinische W?rter und Wendungen, die im Laufe der Sprachgeschichte Einzug in das Deutsche gehalten haben, zusammengetragen und ausf?hrlich erl?utert.

Bei seiner Auswahl beschr?nkt sich Mackowiak auf Fremdw?rter - z. B. den oben genannten Suizid oder das Moratorium -, Lehnw?rter - wie Fenster oder Pferd - und fremde W?rter, z. B. Wendungen wie veni, vidi, vici. W?rter, die zwar aufs Lateinische zur?ckgehen, aber ihren Weg in die deutsche Sprache ?ber andere Sprachen genommen haben, werden nicht ber?cksichtigt, so z. B. der Fan, das Alibi oder managen.

Erstaunliches l?sst sich bei der Lekt?re von "C?sars Verm?chtnis" entdecken. Was haben Alimente, Koalition und Proletarier gemeinsam? Ihnen liegt das lateinische Verb "alere" (ern?hren) bzw. das verwandte Verb "alescere" (wachsen, heranwachsen) zugrunde. So dienen die Alimente der Ern?hrung eines Kindes, die Koalition soll zusammenwachsen, und der Proletarier kann dem Staat nur mit einer gro?en Schar Heranwachsender dienen. ?hnliche auf den ersten Blick auch f?r das ge?bte Auge eines Sprachinteressierten nicht sichtbare Verwandtschaften verbergen sich auch hinter "Kultur", "Kolonie", "Clown" und "Keller", "Kellner", "okkult".

Mackowiak deckt in seinem etymologischen Band auch Irrt?mer auf: Die Armbrust hat - auch wenn man sie sich zur Brust nimmt und sie mit dem Arm bedient - herzlich wenig mit Arm und Brust zu tun, sondern geht auf arcuballista zur?ck ("Bogen-Schleudermaschine"). Auch dass so mancher P?dagoge heutzutage nicht vor der Abwandlung eines Seneca-Klassikers zur?ckschreckt, kl?rt Mackowiak auf. "Non scholae, sed vitae discimus" - so kennen wir das Zitat des Philosophen. Seneca hat jedoch ursp?nglich mit der umgedrehten Version "non vitae, sed scholae discimus" an den lebensfernen Philosophenschulen seiner Zeit Kritik ge?bt.

Die Liste der "Aha!"-Erlebnisse und der Anekdoten k?nnte man hier noch lange fortsetzen. Mackowiak findet in seinen Erl?uterungen einen Mittelweg zwischen Sprachwissenschaft und popul?rer Schreibe. Da stehen Senecas Zitate neben Liedzeilen der K?lner Band BAP oder Zitate aus Shakespeares St?cken neben Reimen von Heinz Erhardt. Dieser Spagat gelingt dem Verfasser vieler Sprachratgeber, aber auch belletristischer Werke sehr gut. Die Lekt?re und das St?bern in den Stichw?rtern von "C?sars Verm?chtnis" macht einfach Spa? und bildet. Wer Sprachgeschichte und -herkunft spannend findet, wird an dem kleinen B?chlein, das in jede Tasche passt und ungeliebte Wartezeiten auf Bus, Bahn oder beim Arzt informativ ?berbr?cken kann, ganz sicher Gefallen finden.

Sabine Mahnel
05.03.2012

 
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Das Buch:

Klaus Mackowiak: Cäsars Vermächtnis. Lateinische Wörter und Wendungen im Deutschen

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Mannheim: Dudenverlag 2012
157 S., € 9,99
ISBN: 978-3-411-04155-8

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