Wissenschaften

Eine etwas andere Schulstunde

Es steht außer Frage, dass die Zeichentrickserie "Die Simpsons" bei Jung und Alt ähnlichen Kultstatus erreicht hat wie einst Filme wie "Star Wars" oder Fernsehserien wie "Seinfeld" und "Friends". Doch haben die Helden von Matt Groenings Erfolgshit einen bislang unerreichten Vorteil: Oberflächlich betrachtet steht der Humor im Vordergrund, doch geht man in die Tiefe, so erkennt man, dass in jeder Folge etwas Lehrreiches steckt und die 30 Minuten Ausstrahlungszeit zu einem hochinteressanten Anschauungsunterricht gerät. Wie gelungen dieser ist, verrät Paul Halpern mit seinem Buch "Schule ist was für Versager", einem wissenschaftlichen Büchlein mit umfassenden Erkenntnissen zu Physik, Biologie und Technik. 

Es sind knapp 300 Seiten, in denen Leser und angehende Wissenschaftlicher die Bandbreite der (Natur-)Wissenschaften angeboten wird. Es beginnt mit der Genetik, wenn man etwas über das berühmte Simpsons-Gen erfährt, das die Männer der Familie zurück in die Steinzeit versetzt, während die Frauen Karriere machen und alle mit ihrem Wissen in Erstaunen versetzen - ein Aspekt, der Töchterchen Lisa Hoffnung schenkt. Weiter geht es mit Blinky, dem dreiäugigen Fisch, einem "strahlenden" Mr. Burns und einem Engel, der das Ende der Welt verkündet, bevor sich Halperns Blick der Physik zuwendet. 

Wie von einer guten Serie erwartet, dürfen auch bei den Simpsons Roboter nicht fehlen. Man denke an die Folge, in der Homer als "Häuptling Knock-a-Homer" seinen Gegnern das Fürchten lehrt und den Zuschauern großartige Unterhaltung bietet. Allein für Halperns detailreiche Schilderung der Szene, als Homer im Finale von "Roboterkampf" seinem Goliath gegenübertritt, muss man das vorliegende Buch lesen und lieben. Nach einem Ausflug in die Astronomie beschließt Halpern "Schule ist was für Versager" mit einer Abschlussprüfung, die unser Wissen über "Die Simpsons", den gleichnamigen Film und die Wissenschaften eingehend auf die Probe stellt. 

Paul Halpern, Professor für Physik und Mathematik, versteht es in "Schule ist was für Versager" meisterlich, auf 300 Seiten Amerikas erfolgreichste Zeichentrickserie nachzuzeichnen und Wissenschaftlichkeit in ein humorvolles, unterhaltsames Paket zu packen. Bei der Lektüre fühlt man sich, als sähe man sich die quietschgelbe Kultfamilie zum wiederholten Male an und erliege dabei dem Charme, wie man ihn nur bei Homer, Marge, Lisa und Bart finden kann. Dies liegt nicht zuletzt an Halperns Schreibstil, der das Vokabular der Simpsons nahezu perfekt imitiert und so in seinem Buch den Humor, wie man ihn einzig in dieser Zeichentrickserie findet, an jeder Stelle spürt. Und so ganz nebenbei vermittelt Halpern fundierte Kenntnisse in der Wissenschaft. 

Der Titel verspricht nicht zu viel, denn die Institution Schule scheint gegen "Die Simpsons" nicht einmal annähernd heranzukommen. Da wäre es doch eine Überlegung wert, den derzeitigen Schulplan zu überdenken oder wenigstens ein Extrafach einzuführen - etwas wie "Was wir von den Simpsons über Physik, Biologie, Roboter und das Leben lernen können". Dann gäbe es bestimmt keine Schulschwänzer mehr und man würde sich morgens nicht aus dem Bett quälen, um pünktlich beim Unterricht zu sein. So wünscht man sich schließlich Wissenschaft: mit großartiger Unterhaltung, ganz viel Humor und einer ordentlichen Portion Charme vorgetragen. 

Susann Fleischer 
09.08.2010

 
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Das Buch:

Paul Halpern: Schule ist was für Versager. Was wir von den Simpsons über Physik, Biologie, Roboter und das Leben lernen können. Aus dem Amerikanischen von Falko Hennig

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Reinbek: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2009
302 S., € 8,95
ISBN: 978-3-499-62385-1

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