Wissenschaften
Guter Einstieg
Es gibt eine Philosophie vor Kant und es gibt eine Philosophie nach Kant. Der 1724 in Königsberg geborene, später studierte Philosoph Immanuel Kant sollte die Philosophie des Abendlandes geradezu revolutionieren. Seine Perspektiven beeinflussen die Philosophie bis heute. Es ist kein Wunder, dass Kants Schriften von wenigen, um nicht zu sagen niemandem, auf Anhieb verstanden werden. Letzten Endes haben viele Menschen schon Schwierigkeiten ihre eigenen inneren Vorgänge begreifen zu können, geschweige denn allgemeingültige Abläufe herauszudeuten.
Die "Kritik der Urteilskraft" ist Kants drittes Hauptwerk nach "Kritik der reinen Vernunft" und "Kritik der praktischen Vernunft". Bei jedem, der die "Kritik der Urteilskraft" liest, keimt früher oder später der Wunsch nach einigen zusätzlichen Erläuterungen auf, andere finden gar keinen Einstieg in dieses komplexe Werk einer unserer größten Denker. Für diejenigen, die keinen Einstieg finden oder auch Hilfe bei bestimmten Passagen brauchen, bietet Ralf Ludwig mit seinem Werk "Kant für Anfänger – Die Kritik der Urteilskraft" ein gutes Fundament, um mit der "Kritik der Urteilskraft" fertig zu werden. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ralf Ludwigs Lese-Einführung ist angereichert mit Beispielen! Nicht mit Vereinfachungen. Ludwig beginnt mit allgemeinen Erläuterungen von Begriffen die eine grundlegende Basis darstellen, aber auch keineswegs selbstverständlich beim Leser vorausgesetzt werden. Es werden zahlreiche Beispiele dargeboten, mit denen der Leser in die Lage versetzt wird, sich Gesetzmäßigkeiten anhand von Alltagssituationen zu vergegenwärtigen. Dies kann die Betrachtung der Mona Lisa bei einem Besuch im Louvre sein, oder einfache physikalische Experimente, wie das Fallenlassen eines Steins, um die Betrachtungsweise oder die Wahrnehmung zu erklären. Auf diese Art wird dem Leser erklärt, was nach Kant als "schön" gewertet werden kann, wie sich das auswirkt und was wiederum als "erhaben" gesehen wird, was der Unterschied zwischen indirektem und direktem Interesse ist, was die teleologische Urteilskraft ausmacht und wie sich ihre Dialektik und Methodenlehre zusammensetzt. Zu guter Letzt findet sich noch eine "Kleine Wortkunde" die zwar in der Tat klein ist, deshalb aber nicht weniger hilfreich. "Kant für Anfänger – Die Kritik der Urteilskraft" ist eine verständliche und angenehme Unterstützung zu Kants drittem Hauptwerk. Das Buch orientiert sich streng am Originaltext und stellt in übersichtlicher Weise Erklärungen und Beispiele bereit.
Adam Vass
16.06.2008