Hörbücher

Alles von Münchens berühmtestem Trödler

Der Tr?dler oder - etwas vornehmer ausgedr?ckt - Antiquit?tenh?ndler Gossec ist wahrlich ein M?nchener Original. Er lebt sein Leben, grantelt von fr?h bis sp?t und kennt sein Revier zwischen Dachauer Strasse, Pasing und dem Schlachthof in- und auswendig. Gossecs Business ist der Handel mit antikem Mobiliar und allem, was bei Haushaltsaufl?sungen sonst noch abf?llt. Dar?berhinaus wohnt ihm noch die besondere Gabe inne, Schlamassel jeder Art zu antizipieren und sich prompt in sie hineinzust?rzen. Eine gewisse Begabung bei der L?sung der jeweiligen F?lle ist ihm allerdings auch nicht abzustreiten.

Die vorliegende H?rbuch-Box umfasst gek?rzte Lesungen aller vier bisher erschienenen Episoden rund um den eigenwilligen Anti-Helden. Die Romane stammen aus der Feder eines gewissen Max Bronski, um dessen wahre Identit?t sich viele Ger?chte, aber kaum Beweise ranken. Man vermutet dahinter gemeinhin den M?nchener Schauspieler und K?nstler Michael Fitz, der bei Lesungen und Terminen angeblich als Bronskis Vertretung fungiert, die Identit?t allerdings vehement bestreitet. Wikipedia hatte bis vor kurzem bei Eingabe des Autorennamen "Max Bronski" eine direkte Weiterleitung auf die Seite von Michael Fitz ausgef?hrt. In der Zwischenzeit wurde dies revidiert und man gelangt nur noch auf eine ?bersichtsseite "Bronski", auf der als einer von drei Eintr?gen allerdings Max Bronski als das Pseudonym von Michael Fitz genannt wird. Die vorliegende H?rbuchausgabe wird nat?rlich und wenig ?berraschend von keinem geringeren als Michael Fitz selbst gelesen - wen mag es verwundern?

In der ersten Episode "Sister Sox" ger?t Pia, die Tochter einer ehemaligen Lebensabschnittsgef?hrtin Gossecs, auf die schiefe Bahn. Als kurzlebiges Hip-Hop-Sternchen f?hrte ihre Karriere in die Sackgasse des M?nchener Rotlichtmilieus. Da sich Gossec immer noch als Ziehvater Pias f?r deren Wohl und Wehe verant-wortlich f?hlt, st?rzt er sich in den M?nchener Untergrund und wehrt sich seiner Haut erfolgreich gegen russische und kalabresische Banden. F?r "M?nchen Blues" hat sich Bronski den gr??ten Exportartikel der bayrischen Landeshauptstadt als Rahmenhandlung ausgesucht, das Oktoberfest. Wie auch in "Nackige Engel", dem zuletzt erschienenen Roman, nimmt sich Bronski dabei die Lokalpolitik und deren Mauscheleien vor. "Schampanninger" ist nicht nur eine herrliche Wortsch?pfung Bronskis, sondern der Titel der dritten Episode, die sich der M?nchener Schickeria alias "Bussi-Bussi-Gesellschaft" widmet. Ein Sternekoch kristallisiert sich als Hauptverd?chtiger heraus, ihr Fett bekommen aber letztlich irgendwie alle weg. Die einzelnen Episoden haben mit Laufzeiten zwischen etwas mehr als zwei Stunden bis gut drei Stunden ein sehr angenehm zu konsumierendes Format.

Die Geschichten um Gossec sind mittlerweile Kult, transportieren sie doch einige hierin sehr gut gezeichnete Bestandteile der M?nchener Kultur ?ber die bayrischen Landesgrenzen hinweg. Mit viel Scharfsinn beobachten Autor und Gossec die Eigenheiten der M?nchener, die inmitten der Zugezogenen mittlerweile eine Minderheit in M?nchen bilden. Gossecs Sprache ist ehrlich und direkt: Ein "Depp" oder "Arschloch" aus Gossecs Mund zur Begr??ung oder Anrede mag nicht unbedingt negativ behaftet sein, obgleich es vom Empf?nger auch nicht gerade als Kompliment aufgefasst werden sollte. Gossec hat ein feines Gesp?r f?r seine Mitmenschen und deren Besonderheiten, was ihm bei der L?sung seiner Problemchen klar zum Vorteil gereicht.

Der Vortrag der vorliegenden H?rb?cher durch Michael Fitz kommt sehr authentisch r?ber. Der argw?hnische H?rer k?nnte vermuten, dass Fitz das, was Bronski geschrieben hat, sehr gut kennt und daher der perfekte Sprecher f?r die Gossec-Romane ist. Auf investigative Nachfrage beim herausgebenden Kunstmann-Verlag erntet man hinsichtlich der Legendenbildung um Max Bronski jedoch nur ein s?ffisantes L?cheln mit dem Verweis darauf, dass ein Geheimnis nur dann ein Geheimnis sei, wenn es auch geheim bleibe. Jegliches Nachbohren wird sogar mit demonstrativem Schweigen erwidert, woraus ein jeder seine Schl?sse ziehen mag oder auch nicht.

Egal wer sich hinter Max Bronski versteckt, seine Geschichten um Gossec brauchen sich wahrlich nicht zu verstecken. Vielmehr hat er eine Erfolgsreihe begr?ndet, die hoffentlich fortgef?hrt wird. An Themen sollte es dem feinen Beobachter Max Bronski garantiert nicht mangeln. Die vorliegende H?rbuch-Box besticht durch ein gutes Preis-Leistungs-Verh?ltnis mit 2,78 Euro pro H?rstunde und eine hochwertige Aufmachung, wobei bereits die M?nchen-typischen Motive der einzelnen CD-H?llen beim H?rer f?r die passende Atmosph?re sorgen.

Christoph Mahnel
18.10.2010

 
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Das Buch:

Max Bronski: Michael Fitz liest Max Bronski - Die München-Krimis

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Sprecher: Michael Fitz
München: Kunstmann Verlag 2010
Spielzeit: 645 Min., € 29,90
ISBN 978-3-888-97693-3

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