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Von heißem Magma und dunklen Machenschaften

"Irgendwann reagierte heißes Magma mit Grundwasser, das in den Vulkan einsickerte und löste das erste Ereignis aus, die relativ harmlose Dampferuption. [...] Das geschah vermutlich in der Nacht zum oder am Morgen des 24. August."

Wir schreiben das Jahr 79 nach Christus – das Jahr, indem der Vesuv ausbrach und die Stadt Pompeji verschüttete. Vor dem Hintergrund dieses Ereignisses spielt der Roman von Robert Harris. Zentrale Figur ist der Wasserbaumeister Marcus Attilius, der die Verantwortung für die „Aqua Augusta“, eines der größten römischen Aquädukte am Golf von Neapel, trägt. Und Attilius sieht sich vor ein Rätsel gestellt: die gesamte Aqua Augusta trägt seit einer Panne kein Wasser mehr. Nur in Pompeji sprudelt es wie eh und je.

Vorboten des Vulkanausbruchs sind an allen Stellen – Schwefelgestank, verendete Fische und eine unerträgliche Hitze. Doch die Charaktere in „Pompeji“, die noch nie so etwas erlebt haben, wissen nicht, was ihnen droht. Doch dass eine Gefahr in der Luft liegt, spüren sie. Das vorliegende Hörbuch unter der Regie von Sven Stricker verdeutlicht diese Bedrohung in allen Details und erhält bis zum Ende die Spannung der Hörer aufrecht.

Attilius, die Aqua Augusta und das Rätsel mit der Asche

Attilius (gesprochen von Patrick Bach) hat es nicht leicht. Er ist jung und neu in der Gegend und wird von seinen Mitarbeitern noch nicht als Vorgesetzter akzeptiert. Besonders Corax (Lutz Herkenrath), Assistent seines Vorgängers Exomnius, macht ihm das Leben schwer und schiebt ihm die Schuld für sämtliche Probleme mit der Wasserleitung in die Schuhe. Wo aber ist Exomnius? Der ehemalige Wasserbaumeister ist spurlos verschwunden und mit ihm sämtliche Indizien, wie es zum Versiegen der Aqua Augusta kam. Attilius muss das Rätsel allein lösen.

Oder doch nicht ganz – ihm zur Seite steht Corelia (Céline Fontanges), Tochter des freigelassenen Sklaven Ampliatus (Christian Redl), der es inzwischen zu beträchtlichem Reich- und Besitztum gebracht hat. Eine beachtliche Karriere dafür, dass er alles auf legalem Wege erreicht haben soll, findet nicht nur Attilius. Auch Corelia weiß einiges von ihrem Vater zu berichten, das nicht gerade vertrauenerweckend ist. Attilius und Corelia sind einer Verschwörung auf der Spur. Und ganz nebenbei muss Attilius noch den Schaden am Aquädukt beheben.

Während der Wasserbaumeister noch in den Ermittlungen steckt, kommt der Tag des Ausbruchs vom Vesuv. Bereits am Morgen ahnt Attilius, dass etwas Ungewöhnliches bevorsteht: „Brebix zeigte auf einige sehr beunruhigende weiße Streifen, die auf einer Flanke des Vesuvs sichtbar wurden. ‚Das sieht ja aus wie Schnee!’. Im August? [...] ‚Könnte es vielleicht Asche sein?’ Aber wie kann es Asche ohne Feuer geben?“ Attilius fasst einen Entschluss: Um herauszufinden, was mit der Augusta los und mit Exomnius geschehen ist, muss er den Vulkan besteigen...

Die Eruption der Narration

Die Spannung vor dem Ausbruch und die Eruption des Vesuvs werden in den Dialogen und den Worten des Erzählers augenscheinlich und sind kongenial in der Hörversion umgesetzt. Die Stimmen der Schauspieler sind anfangs rätselnd, dann ruhig wie die Ruhe vor dem Sturm und schließlich von der Panik des Momentes erfüllt. Die zeitweilige Begleitmusik ist getragen von unheilvollem Gesang. Kapitelanfänge werden angezeigt von durcheinander sprechenden Wissenschaftler-Stimmen, die über die einzelnen Stufen des Vulkanausbruchs referieren. Dass diese Stimmen und Worte ineinander zu laufen scheinen, erzeugt eine Irrealität, die die Spannung noch steigert. Gleichzeitig dienen sie dem Hörer als roter Faden.

Die „Pompeji“ - Produktion aus dem Hörverlag ist durch und durch gelungen. Mit 133 Minuten ist sie kurz genug, an einem Abend gehört zu werden. Das ist auch gut so – denn wer sich einmal festgehört hat, kehrt nicht so schnell zurück aus dem untergehenden Pompeji.

Yvonne Pioch
18.11.2006

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