Hörbücher

Topgauner - reloaded

"Topkapi", das war doch... Genau, eine Gaunerkomödie aus den Sechzigern rund um einen Museumseinbruch! Besser gesagt: Es ist nicht nur irgendeine Gaunerkomödie, sondern sogar eine, die ausschließlich mit solchen besetzt ist. 1962 veröffentlichte Eric Ambler sein Werk unter dem Originaltitel "The Light of Day", in einer deutschen Übersetzung erschien es erstmals 1965. Eric Ambler erhielt 1964 für "The Light of Day" den renommierten Edgar Allan Poe Award in der Kategorie "Best Novel". Ambler wäre dieser Tage 100 Jahre alt geworden; zu Ehren seines Schaffens hat Diogenes das vorliegende Hörbuch mit Matthias Ponnier als Sprecher in einer gekürzten, autorisierten Fassung neu aufgelegt und herausgebracht. Bekanntheit hat "Topkapi" in der breiten Öffentlichkeit vor allem durch die hervorragende Verfilmung von Jules Dassin aus dem Jahre 1964 erlangt. Peter Ustinov erhielt für seine Rolle des Arthur Abdel Simpson 1965 den Oscar in der Kategorie "Bester Nebendarsteller".

Eric Ambler wurde in London geboren, nach einer Ausbildung zum Elektroingenieur und einigen Jahren in der Werbung verlegte er sich allerdings recht früh ausschließlich aufs Schreiben. Im Zweiten Weltkrieg diente Ambler dann in der britischen Armee. Zur konsequenten Verfolgung seiner schriftstellerischen Tätigkeit hatte Ambler seinen Wohnsitz bereits in den Dreißiger Jahren nach Frankreich verlegt, später dann in die Schweiz. Amblers Protagonisten in "Topkapi" weisen ähnliche kosmopolitische Werdegänge wie ihr Schöpfer auf, was in den Sechziger Jahren, zur Zeit der Veröffentlichung dieses Romans, sicherlich noch eine ganz andere Tragweite als heutzutage besaß.

Arthur Abdel Simpson, ein sympathischer Kleinganove, schlägt sich in Athen mehr schlecht als recht durchs Leben. Bei einer gescheiterten Gaunerei im Rahmen einer Touristenführung gerät er in eine missliche Situation und in die Abhängigkeit des Schweizer Geschäftsmannes Walter K. Harper. Dieser erpresst ihn, ohne ihn darüber explizit in Kenntnis zu setzen, zur Beteiligung an einer noch größeren Gaunerei, nämlich mit dem Auto darin versteckte Waffen nach Istanbul zu schmuggeln. An der Gründlichkeit der Grenzbeamten scheitert aber auch dieses Unterfangen. Somit gerät Simpson zusätzlich noch in die Fänge des türkischen Geheimdienstes. Als Doppelagent, besser Doppelgauner muss sich Simpson, sich fortan unter ständiger beidseitiger Beobachtung wissend, durch Istanbul bewegen, bis er sogar in den Überfall auf das Museum des Topkapi-Palastes mit hineingezogen wird.

"Topkapi" mutet dank seiner Internationalität und der nicht zu leugnenden Staubschicht wie eine Agentenkomödie aus der frühen James-Bond-Ära an, außer dass anstelle der Agenten lediglich Kleinganoven fungieren. Seinen Charme bezieht "Topkapi" aus heutiger Sicht aus dem nahezu gänzlichen Fehlen technischer Möglichkeiten: Die Kontaktaufnahme über Telefon und Radio ist hier bereits der Gipfel der Technik. Außerdem schafft Ambler es, dem Hörer Menschen mit unreinem Gewissen sympathisch zu präsentieren, insbesondere gefällt bei Simpson dessen Dreistigkeit gepaart mit einer Unbeholfenheit, dank derer er von einer misslichen Situation in die nächste, noch misslichere stolpert. Matthias Ponnier weiß darüber hinaus mit seiner Stimme so zu jonglieren, dass die verschiedenen Charaktere sehr gut hörbar werden.

Dem Diogenes Verlag sei dank, dass derartige Klassiker dieser Tage in den Buchhandlungen als "Neuerscheinungen" geführt werden. Anstatt nämlich stets ausschließlich nach dem neuesten Topseller Ausschau zu halten, beweisen die Schweizer stets ein feines Gespür für die Highlights im Longseller-Bereich. Wie auch die Neuauflage des Maigret-Programms zeigt, sind sie bemüht, verdiente Autoren durch die Neuauflage eines Klassikers oder gar des Gesamtwerks zu würdigen.

Christoph Mahnel
29.06.2009

 
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Das Buch:

Eric Ambler: Topkapi. Aus dem Englischen von Elsbeth Herlin

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Sprecher: Matthias Ponnier
Zürich: Diogenes Verlag 2009
Spielzeit: 285 Min., € 24,90
ISBN: 978-3-257-80274-0

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