Hörbücher

Zurück zu den Wurzeln

Gerade ist der zweite Teil der Neuverfilmung von Stephen Kings vermeintlich größtem Werk seines Schaffens in aller Munde: "Es", die Geschichte des Clowns Pennywise und einer unerschrockenen Truppe vermeintlicher Verlierer ist Anfang September 2019 als Fortsetzung des vor zwei Jahren erschienenen Blockbusters weltweit in die Kinos gekommen. Doch Stephen King kennt kein Pardon mit seinen Fans und liefert mit der Stringenz eines Besessenen sogleich das nächste Meisterwerk ab: "Das Institut" ist hierzulande ebenfalls Anfang September auf den Markt gelangt und sorgt für Begeisterungsstürme, wie man es seit vielen Jahrzehnten gewohnt ist, wenn der fleißige Vielschreiber King wieder einmal seinen jährlichen Chartstürmer veröffentlicht hat. Ruhig beginnt es wie schon so oft in Kings Romanen in einem amerikanischen Vorort, bevor sich das Grauen brachial Bahn bricht.

Der zwölfjährige Luke Ellis ist ein Hochbegabter. Sein fotografisches Gedächtnis lässt ihn Fakten in Höchstgeschwindigkeit memorieren. Am altehrwürdigen Massachusetts Institut of Technology soll er daher als jüngster Student aller Zeiten seinen Weg machen. Doch kurz bevor er seine Studien dort aufnehmen kann, wird er zusammen mit seinen Eltern Opfer eines grausamen Überfalls. Unbekannte betäuben Luke, während sie dessen Eltern ermorden. Luke wird daraufhin an einen unbekannten Ort gebracht. Dort im "Institut" trifft er auf weitere Kinder, die ähnlich wie er besondere, meist paranormale Fähigkeiten besitzen. Einige können mit Hilfe ihrer Gedanken Gegenstände bewegen und transportieren, andere sind in der Lage, die Gedanken ihrer Mitmenschen zu lesen oder zu beeinflussen. Luke begreift rasch, dass die Geheimorganisation, die dieses Institut leitet, mit diesen Kindern genauso wenig zimperlich umgehen wird, wie sie es mit seinen Eltern getan hat. Als kluges Kind weiß Luke daher ganz genau, dass er umgehend seine Flucht aus dem Institut planen muss, wenn ihm sein Leben lieb ist.

Mit "Das Institut" schließt sich in gewisser Weise ein Kreis im Opus von Stephen King. Anno 1974, als Deutschland mit Maier, Müller und Beckenbauer zum zweiten Male Fußball-Weltmeister wurde, erschein mit "Carrie" der erste Roman aus der Feder Stephen Kings. Die Hauptdarstellerin in diesem Debütroman besaß telekinetische Fähigkeiten und damit eine Waffe, die vielen ihr nicht gewogenen Menschen das Leben kosten sollte. Im vorliegenden Roman bedient sich King nun wieder dieses paranormalen Phänomens. Ansonsten folgt er seinem erfolgreich erprobten Muster, indem er es in den ersten Kapiteln durchaus gemächlich und beschaulich angehen lässt, bevor er peu à peu die Gänge nach oben schaltet. Dann schließlich ist King in seinem Element und brilliert als König des Thriller- und Horror-Genres.

Parallel zur mehr als 750 Seiten umfassenden Buchausgabe beim Heyne Verlag hat Random House über seinen Audio-Verlag für eine zeitgleich erscheinende Hörbuchausgabe gesorgt. Und dies natürlich und glücklicherweise in altbewährter Manier, nämlich ungekürzt und mit David Nathan am Mikrofon. Satte 21 Stunden lang erfreut sich der begeisterte Hörer an den drei mp3-CDs und dem gewohnt genialen Vortrag von Stephen Kings deutschem Haus- und Hofvorleser. Zwar fungiert Nathan in seinem Leben auch noch als Synchronsprecher mehrerer Hollywood-Größen wie z.B. Johnny Depp, doch wird er mittlerweile vor allem synonym gesehen mit den Werken Stephen Kings. In der Ära des immer mehr Marktanteile einnehmenden Hörbuchs hat es hierzulande - vielleicht einmal abgesehen von Harry Potter und Rufus Beck - keine derartige Erfolgsstory gegeben wie die zwischen dem gebürtigen Berliner und dem meistgelesenen und kommerziell erfolgreichsten Autor der Gegenwart. So fasziniert auch in der vorliegenden Hörbuchausgabe zu "Das Institut" Nathan sogleich wieder mit seiner Stimme, die den Schauer und das Grauen perfekt zu transportieren vermag.

Mit seinen nunmehr 72 Jahren scheint es sich Stephen King keineswegs auf dem Altenteil bequem machen zu wollen. Im Gegenteil: Seine Frequenz, neue Romane zu produzieren, ist in den letzten zehn Jahren nochmal angestiegen. So verzeichnet er aktuell fast Jahr für Jahr die Erstellung von sage und schreibe zwei dicken Wälzern, schließlich tut er es selten unter fünf-, sechshundert Seiten. Gut so, wird man als begeisterter Anhänger attestieren und Applaus spenden ob dieser Quantität und Qualität. Es erscheint beinahe undenkbar, dass womöglich auch Stephen Kings Wirken irgendwann einmal sein Ende finden wird. Wacht man in den Nächten nach dem Konsum von "Das Institut" schweißgebadet auf, führt einem dieser Umstand die große Meisterschaft des Autors trotz dessen bereits begonnenem achten Lebensjahrzehnts vor Augen. Möge daher die Gesundheit noch lange mit Stephen King sein!

Christoph Mahnel 
23.12.2019

 
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Das Buch:

Stephen King: Das Institut. Aus dem Amerikanischen von Bernhard Kleinschmidt

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Sprecher: David Nathan München: Der Hörverlag 2019 Spielzeit: 1263 Min., € 26,00 ISBN: 978-3-8371-4700-1

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