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Frankfurt, meine Perle!

Für Frankfurt am Main kennt man viele synonym verwendete Bezeichnungen: "Bankfurt" oder "Mainhattan" sind nur zwei dieser nicht unbedingt freundlich gesinnten Stellvertreter. Mit ca. 660.000 Einwohnern und einer sowohl in Nord-Süd- als auch in Ost-West-Richtung gut zu Fuß zu bewältigenden Kernfläche ist es schon erstaunlich, dass sich Frankfurt als die zentrale Metropole Deutschlands etabliert hat. Auch für europäische Verhältnisse nimmt die Stadt insbesondere durch die Bedeutung des Rhein-Main-Flughafens als interkontinentales Drehkreuz eine zentrale Rolle ein. Frankfurt hat mehr zu bieten als Arbeitsplätze in der Finanzdienstleistungsbranche, eine hohe Kriminalitätsrate und eine Durchgangsstation für Reisende aus aller Welt - diese Erkenntnis ringt sich nahezu jeder ab, der Frankfurt einmal außerhalb von Geschäftsterminen oder Staus rund um das Frankfurter Kreuz wahrgenommen hat. In die gleiche Kerbe schlagen auch Günter Mick und Wolfgang Lechthaler, die mit dem vorliegenden Bildband die Schön- und Besonderheiten der einstigen Krönungsstadt der römisch-deutschen Kaiser eindrucksvoll zu Papier gebracht haben.

Günter Mick war jahrzehntelang in verschiedenen Aufgabenbereichen bei der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) tätig, zuletzt als Ressortleiter der Rhein-Main-Zeitung, wobei er besagte Stelle vor zwei Jahren mit dem Eintritt in den Ruhestand abgab. Der eigentliche Star des Buches ist jedoch Wolfgang Lechthaler, der mit seinen Fotografien den Betrachter des Bildbandes in seinen Bann zieht. Alleine die Tatsache, dass er Bilder aus allen Jahreszeiten in den Band hat einfließen lassen, macht deutlich, welch immenser Aufwand bei der Erstellung des Buches betrieben wurde.

Ein textintensives erstes Kapitel über die Geschichte Frankfurts macht knapp ein Viertel des Buches aus, während darauffolgend in 19 kleinen Kapiteln Frankfurt unter verschiedensten Gesichtspunkten beleuchtet wird. In einigen stehen Frankfurts Kirchen oder berühmte Bauwerke im Mittelpunkt und in anderen werden der Main oder der Flughafen zum Thema gemacht. Besonders schmackhaft ist der Abstecher zum Ebbelwei und der Frankfurter Küche. Der Leser erfährt unter anderem, welche sieben Kräuter für Goethes Leibspeise, die Grüne Soße, benötigt werden. Hier war wiederum Günter Mick dafür zuständig, diese reichlich bebilderten Kapitel mit knappen Essays zu versehen. Wohl aufgrund der Vielsprachigkeit und Internationalität Frankfurts sind alle im Buch vorhandenen Bilder auf Deutsch, Englisch und Französisch dreisprachig beschriftet. Darüber hinaus finden sich zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten mit der Adresse, den Öffnungszeiten, etc. noch kurz und knapp die wichtigsten Infos für Besucher.

Was dem Betrachter nicht unverborgen bleibt, ist die auch für Frankfurt zutreffende Bedeutung eines Flusses für eine Großstadt. Mit dem Main fließt die Pulsader Frankfurts in Ost-West-Richtung durch die Stadt und dementsprechend finden sich stets Bilder des Flusses und seinen Brücken im Buch wieder. Eine ähnlich dominante Stellung nimmt nur noch die Skyline Frankfurts ein, die in der ganzen Welt als das unverwechselbare Wahrzeichen Frankfurts bekannt ist. Zumindest auf dem europäischen Festland sucht man ihresgleichen in der Tat vergebens.

Doch Frankfurt ist nicht bloß schön anzuschauen, Frankfurt lebt. Nicht nur während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 hat Frankfurt mit der Mainarena und seiner überdimensionalen in den Main gelassenen Leinwand die wohl "besonderste" Fanfest-Area in Deutschland gestellt, sondern Frankfurt bietet darüber hinaus wunderbare grüne Oasen wie Palmengarten und Zoo und insbesondere im Sommer mit einer Unmenge an Festen pure Lebensfreude. Besagte Lebensfreude wird in dem vorliegenden Bildband mit einer liebevollen Umsetzung und Darstellung glänzend beschrieben.

Über 1200 Jahre alt, aber noch kein bisschen müde - so lässt sich Frankfurt treffend charakterisieren. Eine wechselhafte Geschichte, die auch dem 2007 erschienenen Bildband innerhalb kürzester Zeit Defizite hinsichtlich seiner Aktualität zugefügt hat, da bereits einige der abgelichteten Attraktionen wie Hauptwache und Zeil mittlerweile grundlegende Änderungen im Aussehen erfahren haben. Dennoch klagt der Leser aufgrund Frankfurts unglaublicher Dichte an Sehenswürdigkeiten und der hervorragenden Umsetzung durch Mick und Lechthaler darüber, dass der Bildband bereits nach 126 Seiten ein Ende gefunden hat. Man würde gerne immer weiter blättern, da man sich an den gelungenen Aufnahmen einfach nicht satt sehen kann.

Christoph Mahnel
26.04.2010

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