Bildbände

Kalender für Tanz- und Musikfreunde

Wer sich für Tanz und Musik begeistert, wird sich für diesen Kalender der anderen Art begeistern. Groß (36 x 45 cm) und farbig wie viele Kalender, aber schlicht wie wenige. Daraus schöpft er seine Ausdrucks- und Überzeugungskraft.

Die Fotografien verzichten auf jedwede Effekthascherei, keine Spur vom folkloreträchtigen Flamenco für Touristen. Die fotografierten Tänzer, Sänger und Musiker stehen einzeln auf der Bühne, vor dunklem Hintergrund in Nah- und teilweise Großaufnahme. Die Kamera hat die Bewegung eingefangen. Die Künstler posieren nicht, sondern tun, was sie auf der Bühne sonst immer tun: tanzen, klatschen, spielen.

Es handelt sich um Professionelle, deren Namen unter jeder Aufnahme aufgeführt wird.

Allen voran Pepa Montes auf dem Cover, Gottheit mit geschlossenen Augen, völlig in dem Moment versunken. Eva Yerbabuena, eine Medea mit zersaustem Haar, dicker Schminke und dramatisch gespreizten Fingern gegen dunklen Hintergrund. Maria Serrano, femme fatale im tief dekolletierten Kleid. Mara Rey als bunter, dennoch maskenhafter und trauriger Clown. Maria Jose Franco sieht wie eine verlassene Braut aus. Carmen Cortés ist ein zum Kampf ansetzender roter Stier, das Gesicht eine Fratze voller Hass und Verachtung, mit Wut im Bauch und Feuer im Blut.

Fotograf Klaus Handner scheut nicht davor zurück, schweißbedeckte Stirnen, tiefe Furchen, gelbe und lückenhafte Zähne zu zeigen. Auch Details kommen zur Geltung: ein Fransentuch glänzt im Licht der Scheinwerfer, ein Ohrring wirft Schatten auf einen Hals, im Hintergrund verschwommene Lichter. Qualität und Schärfe der Fotografie sind bemerkenswert.

Der Betrachter ist näher an den Künstlern, als wenn er in der ersten Reihe sitzen würde.

Ästhetische Details wie die Einrahmung der Fotos und die Markierung des ersten Buchstabes des Monats in Rot. Liebevolle Details wie die Zitate von Flamencogrößen in spanischer Sprache, die jedes Foto zu kommentieren scheinen. Beide machen das Werk vollkommen.

"Queremos que no haya nada que nos limite." (Wir möchten, daß nichts uns begrenzt).

Die Künstler, dieses Zitat von Rafaela Carrasco bestätigend, sind dem "Duende" verfallen, jenem tranceartigen Zustand, jenem begnadeten Moment, in welchem der Mensch eins mit der Musik ist.

Valérie Bignon
17.11.2004

 
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Das Buch:

Flamenco 2005 - fotografía de arte flamenco

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Düsseldorf: klare Texte und Bilder 2004
ISBN: 3-980-95990-2

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