Bildbände
Schöne Bilder für viel Geld
Die Bretagne, eine landschaftlich wunderschöne und zugleich mystische und geheimnisvolle Region im äußersten Nordwesten Frankreichs. Die mehr als drei Millionen Menschen beherbergende Landzunge wird ob seiner an drei Seiten von Wasser umgebenenen Küstenlinien geographisch gar als Halbinsel klassifiziert. Großer Stolz und eine enorme Verbundenheit mit der Heimat charakterisiert die Bretonen, die Einwohner der Bretagne. Am deutlichsten wird dies in ihrer Sprache, dem Bretonischen, dessen Pflege für einen echten Bretonen Pflicht ist. Darüber hinaus sind die keltischen Wurzeln omnipräsent, die bretonische Geschichte und die vielen bretonischen Geschichten umgeben das Land am Ende der Welt mit einem mystischen Flair.
Jean-Luc Bannalec hat sich unsterblich in diese Gegend verliebt. Anders lassen sich seine Romane um Kommissar Georges Dupin und die Art und Weise, wie er bretonische Besonderheiten darin integriert, nicht erklären. Anno 2012 erschien mit "Bretonische Verhältnisse" der erste Roman aus der Feder des Autors, der für diese Reihe Jean-Luc Bannalec als Pseudonym verwendet. Kommissar Dupin war gerade aus Paris ins Finistère versetzt worden und mit einem verzwickten Fall im Künstlerdorf Pont Aven konfrontiert worden. Seine dienstliche und private Heimstätte weiß Dupin in Concarneau, wo er bevorzugt und intensiv seinen Kaffee genießt. Für Bücherfreunde war dies oberflächlich betrachtet erstmal nur wieder eine neue Krimi-Reihe in einer x-beliebigen Landschaft. Doch recht schnell wurde deutlich, dass die Dupin-Romane Bannalecs mit einer ganz speziellen Note zu überzeugen wissen. Stets würzt der Autor seine Fälle gekonnt mit bretonischen Besonderheiten, mal mit mystischen Phänomen, mal mit landschaftlichen Elementen.
Der Erfolg der Reihe ließ nicht lange auf sich warten. Mittlerweile stehen sieben Jahre später acht Dupin-Romane in den Bücherregalen zahlreicher begeisterter Anhänger des Kommissars, der mittlerweile auch sein privates Glück in Concarneau allokiert hat. Für Jean-Luc Bannalec, hinter dem der Verleger Jörg Bong steht, hat sich ebenfalls eine wunderbare Entwicklung ergeben. Seine in deutscher Sprache verfassten Romane werden mittlerweile in 14 Sprachen übersetzt, und die Verfilmungen der Bücher bescheren der ARD ganz passable Einschaltquoten. Darüber hinaus ist er ein hervorragender Botschafter für die Bretagne, etliche Preise und Ehrungen hat er in seiner Wahlheimat bereits erhalten.
Wenn eine Buchreihe wie diese derart einschlägt, dann springt die Marketing-Maschinerie beinahe von ganz alleine an. Obgleich Bannalec schon recht sportlich im Ein-Jahrestakt stets im Frühsommer einen neuen Fall präsentiert, möchten die Verlage doch gerne auch in der Zeit dazwischen ein paar Mark dazu verdienen. Dies erklärt womöglich das Erscheinen des vorliegenden Buches. "Magische Bretagne" lautet der Titel einer Sammlung von Fotografien des passionierten Fotografen Jean-Luc Bannalec. In der Tat hält die von viel Wasser umgebene Bretagne sehr intensive Farben bereit und bietet im Landesinneren abwechslungsreiche Landschaften. Diese von Bannalec eingefangenen Motive prägen diesen Bildband zur Dupin-Reihe.
Nach einem kurzen Vorwort von Bannalec folgen vier Kapitel, die geographisch in Norden, Süden, Westen und Inland gegliedert sind, mit zahlreichen Bildern. Immer wieder werden passend zu den jeweils gezeigten Aufnahmen kurze Passagen aus den Dupin-Romanen zum Besten gegeben, die einen Bezug zu der gezeigten Landschaft haben. Wer zusammen mit Dupin in "Bretonische Brandung", dem zweiten Fall, auf den Glénan-Inseln umhergewandelt ist, hat garantiert schon damals das Bedürfnis gehabt, diese von Bannalec famos beschriebenen Sand-Inseln mit eigenen Augen zu sehen. Dieses Buch liefert nun unter anderem diese Möglichkeit für den Leser, den es jedes Jahr wieder beim Lesen des neuesten Dupins sehnsüchtig von der Bretagne träumen lässt. Dennoch sind die für das Buch aufgerufenen 28 Euro bei ziemlich genau 100 Seiten recht happig. Für Dupin-Fans allerdings ein Muss, wie es die findigen Verleger von Kiepenhauer & Witsch clever antizipiert haben. Im kommenden Juni gilt es dann allerdings wieder, wenn Kommissar Dupin in seinem neunten Fall ermitteln wird.
Christoph Mahnel
16.12.2019