Romane

Vor dem Abgrund zur Hölle

Die kleine Tochter der alleinerziehenden Lehrerin Moriguchi einer siebten Klasse ist im Schulschwimmbad ertrunken. Ein tragischer Unfall, wie es scheint. Wenige Wochen später kündigt Moriguchi ihre Stelle an der Schule, doch zuvor will sie ihrer Klasse noch eine letzte Lektion mit auf den Weg geben. Denn sie weiß, dass ihre Schüler Schuld am Tod ihrer Tochter haben. Sie erklärt, dass sie nicht den normalen Rechtsweg beschreiten wird, sondern bereits eine eigene Rache beschlossen habe: Sie habe HIV-positives Blut ihres Exfreundes entnommen und in die Milchtüten der beiden Schüler hinzugefügt. Daraufhin geben sich die beiden Schüler, die diese nicht wahrscheinliche Ansteckungsform glauben, durch ihr Verhalten zu erkennen. Keiner von ihnen ahnt, dass Moriguchi gelogen hat.

Ein tödliches Drama nimmt seinen Lauf, an dessen Ende keiner, weder Jugendlicher noch Erwachsener, ungeschoren davonkommt. Nach den Frühlingsferien wird Shuya, einer der beiden Mörder, von den Klassenkameraden gemobbt. Zum Teil kann Shuya sich seine mögliche HIV-Infektion zunutze machen, um die Schikanen in der Schule zu überwinden. Shuya fällt immer tiefer in die Verzweiflung. Naoki, der andere Mörder, kommt nicht mehr zur Schule. Er hat Angst, an der Krankheit AIDS zu sterben, und wäscht sich nicht mehr. Auf jede Annäherung seiner Mutter reagiert er aggressiv. Auch der neue, engagierte Lehrer Terada kann ihn nicht erreichen. Naokis Mutter sieht kaum einen anderen Ausweg: Sie will aus Verzweiflung ihren Sohn umbringen. Doch es kommt anders, viel schlimmer ...

Jedes Buch aus Kanae Minatos Feder ist ein einziger Leserausch, sogar besser als Drogen. Nach der ersten Seite von "Geständnisse" fühlt man sich ganz high. Kaum das vorliegende Buch aufgeschlagen, schon ist man süchtig und will unbedingt mehr, mehr, mehr von so feiner böser Unterhaltung. Die japanische Autorin erzählt eine faszinierend-verstörende Geschichte um Schuld und Rache. Sie versteht es aufs Beste, uns das Fürchten zu lehren. Dank ihr bekommt man Gänsehaut vom Scheitel bis zur Sohle. Minato lässt keinen Zweifel daran, dass sie eine von Asiens besten Schriftstellerinnen ist. Ihre Werke darf man auf gar keinen Fall verpassen. Denn mit diesen erfährt man Literatur voller Spannung, Emotionen und noch einigem mehr. Hier ist an Schlaf so schnell nicht mehr zu denken.

Der absolute Lesewahnsinn zwischen zwei Buchdeckeln - "Geständnisse" ist so genial geschrieben, dass es einen nach nur wenigen Sätzen glatt umhaut. Die Romane von Kanae Minato gehören zu den Highlights in jedem Bücherregal, sind eine Entdeckung definitiv wert. Aber Vorsicht: Von diesen kriegt man Alpträume!

Susann Fleischer
27.03.2017

 
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Das Buch:

Kanae Minato: Geständnisse. Aus dem Japanischen von Sabine Lohmann

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München: C. Bertelsmann Verlag 2017
272 S., € 16,99
ISBN: 978-3-570-10290-9

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