Romane

Lager am Lagerfeuer

Die Jungs, Thomas Mersch (36) und Tobias Königshausen (35), haben Spaß am Schreiben. Literarisch Schönschrift ist das allerdings nicht, was sie abliefern. Leichtes kommt von ihnen, obwohl Schwergewichtiges versprochen wurde. Nämlich die Story einer starken Männerfreundschaft. Was macht eine Männerfreundschaft möglich? Welchen Wert hat, wenn sie ein Wert hat? Der Literatur wäre es zu gönnen, daß mal eine gute Geschichte einer Männerfreundschaft erscheint.

Von M & K kommt sie nicht! Was sie vom ach so gegensätzlichen Freundschaftspaar, Sebastian und Felix, zu erzählen haben, das wär was für eine Novelle. Das Duo hat einen Roman verfaßt, dessen Dialoge ein Lagerfeuer am Lodern halten. In den Roman „Zweigestirn“ ist so ziemlich alles drin, was die Autoren in allen frequentierten Kneipen aufgeschnappt haben und partout nicht vergessen wollten. Sind die Protagonisten mal nicht in einer Kneipe, befinden sie sich in einer bekotzten Wohnung. Das ist wahrlich nicht viel Handlungsraum. Aber vielleicht ist eine Männerfreundschaft gar nicht auf wechselnde Handlungsräume aus, sondern auf stabile Haltungen zueinander. Auch davon ist zu wenig in dem Cocktail-Roman der hochprozentigen Dialoge. Wenn es was wirklich zu besichtigen gibt, so die erklärten – wie es heißt – „sterblichen Überreste einer Freundschaft“.

Wenn der Mensch auch nur zwei Dinge zum Leben braucht, Bier und Zigaretten, für eine Freundschaft brauchts doch einiges mehr. Da es „Zweigestirn“ am Mehr mangelt, ist mit Respekt die Fähigkeit der Verfasser zu registrieren, nicht erzählen, nicht beschreiben zu wollen und so nichts zu erzählen, nichts zu beschreiben. Alle Achtung, Jungs!

Bernd Heimberger
19.10.2006

 
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Das Buch:

Thomas Mersch & Tobias Königshausen: Zweigestirn

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München: Knaur Taschenbuch Verlag 2006
315 S., € 8,95
ISBN: 3-4266-3298-5

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