Romane

"Sex and the City" auf Isländisch

Regina, Bryndís, Inga und Tinna kennen sich seit der Grundschule und gehen gemeinsam durch dick und dünn. Sie sind Mitte zwanzig und beruflich schon ziemlich erfolgreich; sie sind selbstbewusst und lassen sich nicht in gängige Rollenklischees drängen. Genauso engagiert, wie sie über die neuesten Schuhe von Christian Louboutin diskutieren, sprechen sie über Rassismus, die Tea Party, Diätenwahn, überholte Rollenmuster, ihre tollen Mütter - und besonders gerne über die Liebe und ihre Triebe. Männer sind das Lieblingsthema der vier Freundinnen. Kein Wunder, denn die sind für sie und den Rest von uns Frauen nach wie vor ein einziges Rätsel, ein Buch mit sieben Siegeln. Nicht umsonst heißt es: Frauen sind von der Venus, und Männer vom Mars. Und trotzdem können wir nicht ohne einander.

Das wird auch Regina klar, als sie den angesagtesten Radiomoderator und Blogger Islands abschleppt. Mehr als eine heiße Nacht ist für Regina aber (vorerst) nicht drin. Es ist ihre Mitbewohner Bryndís, die ihn am nächsten Morgen unter Protest nach Hause fährt. Seine frauenfeindlichen Kommentare bringen Bryndís ziemlich auf die Palme. Ohne einen Kerl an ihrer Seite ist sie besser beraten. Mit ganz anderen Problemen hat Inga zu kämpfen. Wegen ihrer krass eifersüchtigen Schwiegermutter in spe überkommt sie nicht selten der Drang zum Single-Dasein. Als sich Ingas Freund bei einem Sexunfall das Bein bricht, scheint Ingas Wunsch nicht mehr in weiter Ferne. Während er sich bei seinen Eltern einnistet, kann Inga ausprobieren, wie es ist, nicht in einer Beziehung gefangen zu sein.

Die Runde komplett macht die Kuratorin Tinna. Auf einen Flug von New York nach Reykjavík hat sie den verdammt gut aussehenden Gauti kennengelernt. Die Funken der Leidenschaft sprühen zwischen ihnen und schließlich landen die beiden sogar im Bett. Hurra! Aber trotzdem nagen Zweifel an Tinna, ob ihre neue Bekanntschaft am Grunde seines Herzens nicht doch schwul ist. Da wissen einzig Regina, Bryndís und Inga einen Rat. Und die halten mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Egal, wie die Geschichten für die vier jungen Frauen ausgehen, es gibt Wichtigeres als der Wunsch nach einem Mann fürs Leben - und das ist ihre Freundschaft, inklusive jeder Menge Irrungen und
Wirrungen ...

Die Romane von Björg Magnúsdóttir bedeuten Unterhaltung von der amüsantesten Sorte. Diese sorgen für beste Laune beim Leser. Noch Tage später hat man ein breites Grinsen auf den Lippen und die Glückshormone tanzen Cha Cha Cha. Mehr witzig-spritzigen Lesespaß als in "Nicht ganz mein Typ" findet man höchstens noch bei einer Candace Bushnell. Außerdem muss man bei der Lektüre aufpassen, dass man vor lauter Lachen nicht von der Couch plumpst. Ohne jeden Zweifel: Ein besseres Antidepressivum als mit den Geschichten der skandinavischen Autorin kann man definitiv nicht in die Hand bekommen. Diese machen mindestens so glücklich - und auch süchtig - wie Schokolade. Nach dem letzten Satz hat man längst nicht genug von Regina, Bryndís, Inga und Tinna und ihren Gesprächen.

Langeweile? Definitiv nicht mit einem Buch von Björg Magnúsdóttir! Kaum "Nicht ganz mein Typ" aufgeschlagen, kennt das Lesevergnügen keine Grenzen mehr. Ein Mädelsabend könnte kaum lustiger und unterhaltsamer sein als der vorliegende Roman. Regina, Bryndís, Inga und Tinna stellen sogar Carrie Bradshaw und deren Freundinnen (beinahe) in den Schatten. Die Story liest sich wie "Sex and the City" auf Isländisch.

Susann Fleischer
20.06.2016

 
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Das Buch:

Björg Magnúsdóttir: Nicht ganz mein Typ. Aus dem Isländischen von Tina Flecken

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Berlin: Insel Verlag 2016
322 S., € 12,99
ISBN: 978-3-458-36146-6

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