Romane
Äußerst schräger Lesespaß mit philosophischem Einschlag
Der Tag, auf den viele eine halbe Ewigkeit gewartet haben, ist endlich da. Der Flughafen BER wird eröffnet. Ein großer Moment für Berlin und Brandenburg - und für Goiko Schulz, der sich plötzlich statt in einem Flugzeug gen New York in einem Raumschiff wiederfindet. Die Menschheit könnte schon bald ohne ein Zuhause sein, sollte Goiko sich in Begleitung einer energiegeladenen Fahrradkurierin und eines alten russischen Zeitreiseforschers nicht schnellstmöglich auf dem Weg zum interplanetaren Verbrauchergerichtshof machen und dort Klage gegen das Volk der Cyanen erheben. Diese planen, die Erde für einen Apfel und ein Ei an befreundete Außerirdische zu verscherbeln und die Menschen quasi vor die Tür zu setzen. Das muss verhindert werden.
Anders als bei "Independence Day" oder "Krieg der Welten" erobern fremde Zivilisationen andere Planeten nicht mit Waffengewalt, sondern einfach online. Sie übernehmen die Kontrolle über die Kapital- und Aktienmärkte. Wenn sie dies schaffen, dann ist alles verloren. Nur in diesem Fall (noch) nicht. Mit einem Mal hat Goiko eine wichtigere Aufgabe in seinem Leben, als den Kater seines Professors zu versorgen oder seine besorgte Mutter zu beruhigen. Er ist die einzige Hoffnung für die Menschheit. Nur er kann diese retten. Leider erweist sich dieses Vorhaben als deutlich schwieriger als gedacht. Das Raumschiff ist schrottreif und bedarf dringender Reparaturarbeiten. Und auch sonst läuft nichts, aber auch gar nichts nach Plan.
Mit "Alles außer irdisch" gelingt Horst Evers ein abgedrehtes Science-Fiction-Leseabenteuer à la "Per Anhalter durch die Galaxis". Selbst ein Douglas Adams hätte an dieser Story seine helle Lesefreude. Während der Lektüre muss man mehr als einmal lauthals lachen und kriegt kaum den Mund zu vor lauter Staunen über so viel emotionalem wie philosophischem Tiefgang. Über viele, viele Stunden lang gibt es so etwas wie Langeweile garantiert nicht. Bis zur letzten Seite erfährt man höchstamüsante Unterhaltung, die alles ist, aber ganz sicher nicht nullachtfünfzehn. Solch ein Leseerlebnis bekommt man nicht alle Tage in die Hand. Deshalb sollte man es unbedingt auskosten bis zum letzten Satz, und auch mehr als ein-, zwei-, drei-, x-mal.
"Alles außer irdisch" beweist: Horst Evers ist definitiv einer von Deutschlands ungewöhnlichsten Schreiberlingen - und außerdem einer, der sein Handwerk so genial beherrscht wie nur wenige andere. Seine Bücher lassen sich in keine Kategorie einordnen. Sie bewegen sich weit jenseits irgendeines Mainstreams. Und das ist auch gut so! Denn sonst wäre der Lesespaß wohl nur halb so groß.
Susann Fleischer
08.02.2016