Romane

Der (religiöse) Wahnsinn von einem Buch

Abel ist ein erfolgreicher Regisseur. Sein Projekt "Wald statt Bäumen" ist ein Meisterwerk. Ihm geht es nicht darum, dass die Zuschauer ihn lieben, sondern seinen Film. Dafür ist er sogar bereit, einen viel zu hohen Preis zu bezahlen. Der Ruhm ruft auch viele Neider auf den Plan - und darüber hinaus die eine oder andere Frau, die sich so leicht nicht mehr abwimmeln lässt. Abel ist auf der Flucht, auf der Flucht vor einer anstrengenden Liebe. Seine Schwester Nasrin hat es ebenfalls nicht leicht. Man verdächtigt sie, sie plane einen Anschlag. Seit sie gläubige Muslimin ist, ist sie im Visier des Staatsschutzes. Schließlich ist in Zeiten wie diesen jeder Moslem bzw. Andersgläubige ein Fundamentalist, der mit Terror versucht, seine Forderungen durchzusetzen. Etwa auch Nasrin?

Und dann ist da noch Wolf. Er ist Abels bester Freund aus Kindertagen. Als Pfarrer kämpft er mit dem Teufel. Mal gewinnt er. Und manchmal verliert er. So zum Beispiel, als er am Frankfurter Flughafen eine Frau schwer verletzt. Wolf geht in seinem Exorzismuswahn sogar so weit, dass er deswegen im Gefängnis landet. Sein Vater will ihn dort herausholen und hofft dabei auf die Hilfe von Abel und Nasrin. Die drei waren vor einer halben Ewigkeit eng miteinander befreundet. Bis dann nach einem "Vorfall" jeder von ihnen einen anderen Weg einschlug und ihn beharrlich bis zum Ende weiterging. Dort angekommen, wissen sie nicht, wie sie jemals ihre Ziele erreichen soll. Das weiß aber eine vierte Person. Eben diese Frau öffnet die Tür zum Schlimmsten, was Menschen sich vorstellen können ...

Unterhaltung gespickt mit originellen Überraschungen - die Bücher von Dietmar Dath bringen den Leser nicht nur regelmäßig zum Staunen. Diese lösen bei ihm außerdem große Begeisterung über viele, viele Stunden aus. "Leider bin ich tot" will aber weitaus mehr, als nur zu amüsieren. Die Story handelt von der weltenverändernden Kraft der Religion. Sie dreht sich insbesondere um das Christentum und den Islam und um Menschen, die ganz sicher sind, dass es "mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als der Hedonismus sich träumen lässt, dass höhere Wesen existieren, dass du als Mensch die Bindung brauchst an das, was weiter sieht und mehr vollbringt als du". Nach der Lektüre sieht man die Welt und das Leben mit ganz anderen Augen, nämlich über den gewohnten Tellerrand weit hinaus.

Dietmar Daths neuer Roman "Leider bin ich tot" ist definitiv nichts für zartbesaitete Seelen. Bereits ab der ersten Seite geht die Story ab wie eine Rakete. Hier geht es ordentlich zur Sache - und zwar nicht nur, was Religionsfragen oder ähnliches betrifft. Der deutsche Autor spart nicht mit Sex, Drugs and Rock´n´Roll. Was seiner Feder entstammt, ist Literatur, die alles andere als nullachtfünfzehn ist. Ein abgedrehteres Lesevergnügen hat man noch nie in den Händen halten dürfen.

Susann Fleischer
25.01.2016

 
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Das Buch:

Dietmar Dath: Leider bin ich tot

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Berlin: Suhrkamp Verlag 2016
461 S., € 16,99
ISBN: 978-3-518-46654-4

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