Romane

Neues Gefühlskino von der Königin unter Chiles Autorinnen

Seit acht Jahren stolpert die 23-jährige Irina Bazili von Job zu Job. Dass sie eines Tages in einem Seniorenheim arbeiten würde, hätte die junge Frau nicht einmal zu träumen gewagt. Die nächsten Tage und Wochen vergehen und Irina scheint schon bald unentbehrlich. Unter den Heimbewohnern erfreut sie sich großer Beliebtheit. Und selbst der Heimleiter kann und will nicht mehr auf ihre Dienste verzichten. Da wird die betuchte Alma Belasco auf Irina aufmerksam. Sie stellt Irina als Assistentin ein. Ein echter Glücksfall, denn mit einem Schlag ist Irina nicht nur ihre Geldsorgen los, sondern gewinnt eine Freundin, wie sie noch keine hatte: extravagant, überbordend, mitreißend und an die achtzig.

Doch bald spürt Irina, dass Alma verwundet ist. Eine Wunde, die nur vergessen scheint, wenn eines der edlen Kuverts im Postfach liegt. Wer schreibt Woche um Woche diese Liebesbriefe? Und von wem stammen all die Blumen? Irina folgt mit Almas Enkel Seth den Spuren. Es beginnt eine abenteuerliche Reise bis weit in die Vergangenheit. Alma war acht, als sie Polen verlassen musste. Erst über Europa, später über die ganze Welt zogen die dunklen Wolken des Krieges. Um ihre Tochter in Sicherheit zu wissen, schickten ihre Eltern Alma zu Onkel und Tante nach Kalifornien. Dort lernt sie Ichimei Fukuda kennen. Die beiden werden beste Freunde. Aber nach Pearl Harbor ist plötzlich nichts mehr wie zuvor ...

Lesegenuss pur - genau das bedeuten die Geschichten aus Isabel Allendes Feder. "Der japanische Liebhaber" beweist, dass die gebürtige Chilenin eine Meisterin ihres Fachs ist. Es gibt nur wenige Autoren, die in der gleichen Liga schreiben, wie sie. Allende schafft mit ihren Worten ein Highlight der Literatur. Das vorliegende Buch löst Glücksgefühle beim Leser aus. Ab der ersten Seite fühlt man sich wie auf Droge, ganz berauscht von all den Emotionen. Eine bessere Lektüre kann man bzw. frau sich kaum wünschen. Zwischen zwei Buchdeckeln findet man Lesekino à la Hollywood - und außerdem Unterhaltung zum Niederknien schön. Solch ein Lesevergnügen findet man nicht alle Tage im Bücherregal. Seufz!

In den Romanen von Isabel Allende steckt besonders viel Gefühl. Kaum mit dem Lesen von "Der japanische Liebhaber" begonnen, kämpft man mit den Tränen. Und es droht dem Leser das Herz zu brechen. Einmal mehr zeigt sich Allende als Geschichtenerzählerin von Weltklasse. Sie beherrscht die Schreibkunst in höchster Perfektion.

Susann Fleischer
21.12.2015

 
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Das Buch:

Isabel Allende: Der japanische Liebhaber. Aus dem Spanischen von Svenja Becker

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Berlin: Suhrkamp Verlag 2015
336 S., € 21,95
ISBN: 978-3-518-42496-4

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