Romane
Charlie Chaplins "Footlights" - DIE Lesesensation 2015
Charlie Chaplin ist als Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor, Komponist und Produzent ein Universalgenie der Filmgeschichte. Doch niemand wusste, dass der Brite auch einen Roman geschrieben hat. "Footlights", das Werk, das er 1948 seiner Sekretärin diktierte, war die Vorlage für Chaplins legendären Film "Rampenlicht". Als Chaplin dann 1977 starb, übergab die Familie seinen Nachlass der Kinemathek in Bologna. Dort fand man jetzt, nach beinahe 40 Jahren, das Typoskript von "Footlights". Daraus entstand das vorliegende Buch. Chaplins Roman nimmt in diesem die Hauptrolle ein. Quasi in Nebenrollen gibt es interessante Erläuterungen zur Entstehungsgeschichte, ein ausführliches Familienporträt und vieles mehr von Herausgeber David Robinson.
London im Sommer 1914: Der einst erfolgreiche Clown Calvero nimmt nach einem Selbstmordversuch die junge Ballerina Thereza bei sich auf. Im Laufe der nächsten Tage und Wochen werden die beiden zu so etwas wie gute Freunde. Thereza erzählt dann Calvero, warum sie ihrem Leben ein Ende bereiten wollte. Sie hat schon als junges Mädchen davon geträumt, in den berühmtesten Häusern der Welt aufzutreten. Doch eine schwere Rheuma-Erkrankung beendete Therezas Karriere als Star-Tänzerin abrupt. Sie sieht im Leben keinen Sinn mehr. Dabei ist Ruhm nicht das Wichtigste, wie Calvero nur zu gut weiß. Was zählt, ist der Augenblick. Und diesen sollte man voll und ganz auskosten. Dem Glück hinterherzujagen, zieht nur Enttäuschung nach sich. Oftmals kommt es von ganz allein zu einem ...
Sensationell gut, absolut genial - genau das ist "Footlights - Rampenlicht". Mit diesem Roman gelingt dem C. Bertelsmann Verlag ein ganz großer Wurf. Charlie Chaplin scheint in diesem Text so weiterzuleben wie sonst nur noch in seinen Filmen. Diese Geschichte ist sein Vermächtnis und zugleich eines der schönsten Geschenke, die er seinen Fans hätte machen können. Er vermag nahezu Unmögliches: Von Seite zu Seite verliert man sich immer mehr und mehr in der Story, bis man jegliches Zeitgefühl verloren und die Welt um sich herum vollkommen vergessen hat. Man nimmt eine Auszeit vom normalen Leben und nimmt teil an dem eines anderen. Solch ein Kunststück schaffen die wenigsten Autoren. Chaplin ist ein Magier, ein Magier der Worte und der Emotionen.
Charlie Chaplin war nicht nur ein begnadeter Schauspieler. Auch für die Schriftstellerei besaß er ein außerordentliches Talent, wie sein (leider) einziger Roman "Footlights - Rampenlicht" beweist. Ein besseres Lesevergnügen als mit dem vorliegenden Buch hat man noch nie in der Hand halten dürfen. Hier erfährt man Literatur, die einfach alles in den Schatten stellt.
Susann Fleischer
21.12.2015