Belletristik:

Sachbuch:

Magazin:

Romane

Fessel der Liebe

Die Erzählung von Helga Johanna Müller "2000 Meilen bis zum Paradies" ist nicht, wie man vermuten könnte, eine Reisebeschreibung. Wenngleich sie auch einige Ausführungen über Naturschönheiten der Insel Hawaii, wie zum Beispiel die Vulkane Mauna Kea und Mauna Loa und die Insellandschaft, enthält sowie von genauer Beobachtungsgabe und großes Feinfühligkeit zeugende Stimmungen beim Erleben der Koralleninsel.

Die junge Sekretärin Marguerite Duvier der Immobilienfirma "Roberts & Ferraby" wird beauftragt, den Chef auf Hawaii zu vertreten, um dort Käufer für die neuen Häuser eines Immobilenprojektes zu finden. Da auch die Ehefrau ihres Chefs bei dieser Reise dabei ist, die ihren Mann mit wechselnden Liebhabern betrügt, ahnt sie, dass dieser Auftrag einige Probleme bereiten könnte. Ihr gelingt es aber mit großer Hartnäckigkeit, Interessenten für die Immobilen zu finden und alle Häuser zu verkaufen. Bei einem Tanzabend macht sie die Bekanntschaft des US-amerikanischen Schauspielers John Linett, der ein beliebter Serienstar ist und viele Verehrerinnen hat. Völlig unerwartet für Linett tanzt sie hervorragend Rumba.

Wie ein Feuer der Vulkane auf Hawaii ergreift sie beide die große Liebe. Aber Linett hatte schon viele Beziehungen. Auch die Journalistin Penny Winsley, Marguerites beste Freundin, die für eine Hawaiische Zeitung schreibt, war schon mit ihm liiert. Linett macht sie bekannt mit dem dekadenten Leben der High Society. Schließlich muss sie auch noch erfahren, dass Linett in Scheidung lebt. So kommen große Zweifel auf, ob sie dem Werben Linetts trotz großer Liebe zu ihm nachgeben soll. Aber wieder zurück in San Francisco verzehrt sie die Liebe förmlich. So kehrt sie zurück und es kommt zu einer erneuten Fahrt mit der Yacht von John Linett zur Koralleninsel in der azurblauen Lagune, wo ihr Liebesabenteuer in unbezähmbarer wilder Leidenschaft begann.

Dieses Buch lebt aber nicht alleine von den romantischen Liebesszenen und Verwicklungen, sondern greift auch sozialkritische Fragen auf, zum Beispiel beim Auftritt der Hippies, die die moderne Welt in Frage stellten. Auch ideologische Fragen werden angeschnitten, allerdings nur kurz angerissen, als die Politik von Mao-Tsetung erläutert wird und das Wesen von Diktatur und Demokratie.

Deutlich wird hervorgehoben, dass das Leben vieler Menschen in entnervender Monotonie und mit vielen Automatismen und in strenger Zweckmäßigkeit abläuft und kaum Platz für das Glück und Originelles bleibt. So fügt sich Marguerite Duvier zwar ihrem Schicksal, aber ob sie an der Seite von Linett dauerhaft Glück und Erfüllung finden wird, muss letztlich offen bleiben. Das ist folgerichtig, denn zu sehr wurde Marguerite von dem neuen Leben überrascht, ohne sich vorher Gedanken über sinnerfüllte Lebenskonzepte zu machen.

Dr. Helga Miesch
13.05.2013

Diese Rezension bookmarken:

Social Bookmarking