Romane

Die Polizei ermittelt

Wer weiß schon so recht, welche Aufgaben sich der Polizei tagtäglich stellen, mit welchen Problemen der Wach- und Streifenbeamte, der Unfallsachbearbeiter, der Bereitschafts-, Fahndungs- und Ermittlungsbeamte konfrontiert ist. Der Bürger kennt den Polizei- und Kriminalbeamten vornehmlich nur aus Kriminalromanen und –filmen, erlebt damit den Beamten entweder als Helden und unerschrockenen Draufgänger, der seine Aufgaben in unnachahmlicher Bravour meist im Alleingang meistert, oder als mit wunderbaren Kräften ausgestatteten Gehirnakrobaten, der seine Fälle vom Schreibtisch aus löst. So erwartet er Wunderdinge von ihm, schreit ganz selbstverständlich nach ihm, wenn er sich oder sein Eigentum bedroht sieht, spricht aber sogleich von Willkür und Polizeistaat und verlangt nach Datenschutz, wenn sich polizeiliche Maßnahmen gegen ihn selbst richten.

Bei H. J. Prinz, einem ehemaligen Münchner Kriminalbeamten, sind wirkliche Polizisten und Polizistinnen im Einsatz und liegen Ermittlungen in Händen versierter Kriminalbeamter. Wie kaum einem anderen gelingt es ihm, eine spannende Handlung mit realistischer Beschreibung des Polizeialltags zu verknüpfen. In seinen Romanen gibt er wieder, was den Polizeibeamten unserer Tage bewegt. Hautnah und authentisch und jenseits der Verzerrungen der Bildschirmscheinrealität schildert er die häufig stressige, oft genug frustrierende und meist nicht ungefährliche Polizeiarbeit...

Wer schon immer mal wissen wollte, wie es denn so zugeht bei der Polizei, kann sich anhand seines Polizeireports Schattenseiten einer Grossstadt ein Bild davon machen. Lehrreich vor allem für junge Leute, die verwegen genug sind, sich zur Polizei zu melden. Anhand fiktiver Ereignisse und Ermittlungsfälle dokumentiert er in seinem Polizeireport Stunde für Stunde einen Tagesablauf bei der Münchner Polizei. Authentisch schildert er die Tätigkeit der Einsatzzentrale, des Wach- und Streifendienstes, des Kriminaldauerdienstes, des Verkehrsunfallkommandos, der Brand-, Rauschgift- und Sonderfahndung, der Mordkommission und der verschiedenen Fachkommissariate. In spannender Abfolge führt er dem Leser vor Augen, wie in der Einsatzzentrale wieder und wieder die Notrufe anschlagen, Streifenwagen zu ihren Einsatzorten jagen, der KDD erste Ermittlungen tätigt, Bereitschaftsdienste alarmiert werden, Fahndungsdienststellen in Aktion treten und eine Sonderkommission im Fall einer vermissten Schülerin bis in die Nacht hinein in Atem gehalten wird. Erschütternd schließlich der Amoklauf eines jungen Mannes am Ende dieser vierundzwanzig Stunden.

Mit einem Streit – wie Polizeibeamte es nicht anders kennen – lässt er die für die Polizei an sich alltäglichen vierundzwanzig Stunden beginnen. Ein junger Mann wird von seiner Freundin nicht mehr in die gemeinsame Wohnung gelassen. Ein simpler Fall, der am Ende des Tages ein tragisches Ende nehmen sollte. Scheinkaufsverhandlungen der Rauschgiftfahndung kosten dem eingesetzten verdeckten Ermittler beinahe das Leben. Eine engagierte Hauptkommissarin der Sitte kommt einem zunächst unbekannten Fassadenkletterer, der über alleinstehende Frauen herfällt, auf die Spur. Die Festnahme von Autoknackern nach wilder Verfolgungsjagd führt nach taktisch klugem Vorgehen der Ermittlungsbeamten vom Kfz-Aufbruch zur Klärung einer ganzen Serie. Eine Massenschlägerei zwischen deutschen und türkischen Jugendlichen beschäftigt die Einsatzkräfte genau so wie die Tollerei junger Burschen, die von einer Brücke aus Steine auf Autos schmeißen und nach erfolgloser Flucht in den dunklen Westpark mittels Wärmebildkamera eines Polizeihubschraubers entdeckt und gestellt werden. Und die verzweifelte Suche nach einer dreizehnjährigen Schülerin, die nicht von der Schule heimkam, hält eine Sonderkommission bis in die Nacht hinein in Atem...

rst
15.08.2005

 
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Das Buch:

Heinrich J. Prinz: Schattenseiten einer Grossstadt

CMS_IMGTITLE[1]

München: Selbstverlag 2001
309 S.
ISBN: 3-00-007500-3

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