Romane

Ein glänzendes Juwel von Altmeister John Irving

Es gibt nicht viele Werke, die man bedenkenlos als "zeitlose Klassiker" bezeichnen kann - John Irving hat gleich mehrere solche Romane geschaffen. Auch "Garp und wie er die Welt sah" ist überragend, denn die Geschichte bietet dem Leser einen Kosmos der mannigfaltigen Gefühle und sie lässt das Herz sprechen. In der Filmfassung von 1982 wird das vorliegende Buch zu einem bildreichen Werk, dem Robin Williams und Glenn Close mit ihrer unvergleichlichen Art die nötige Spannung einhauchen. Bei der Lektüre betritt man eine Welt, die schöner kaum sein könnte. Skurrile Ereignisse und liebenswert verschrobene Figuren machen diesen Roman zum vollkommenen Genuss, der an Kurzweile nicht zu überbieten ist. Ein Kauf dieses schmucken Buches lohnt sich in jedem Fall!

Ein literarisches Meisterwerk von intensiver Kraft

Garp ist anders als alle anderen. Bereits seine Zeugung ist so unglaublich, dass sie wenigstens eine Erwähnung wert ist. Garps Mutter Jenny Fields arbeitete während des Zweiten Weltkrieges als Krankenschwester und wünschte sich nichts sehnlicher als ein Kind. Sie "besorgt" sich den Samen von einem Soldaten mit einer schweren Hirnverletzung, der kurz darauf stirbt. In seinem Sohn, T.S. Garp, aber lebt sein Vermächtnis weiter. Der Junge hat einen Hang zu Schwierigkeiten und testet bereits in jungen Jahren seine Grenzen weidlich aus - bis zu dem Tag, als er der hübschen Helen begegnet und sich sofort in sie verliebt. Ihre Liebe zur Literatur veranlassen ihn zu einer Karriere als Schriftsteller - anfangs mit mäßigem Erfolg.

In Europa hofft er auf Anregungen für den nächsten Bestseller, der ihn zu einem anerkannten Autoren machen und Helens Herz im Sturm erobern soll. Doch stattdessen macht seine Mutter in der Literaturwelt Karriere. Ihre Autobiographie macht sie zur Galionsfigur der Frauenbewegung und lässt Sohnemann Garp an seinen eigenen Fähigkeiten zweifeln - bis "Die Pension Grillparzer" Helen so gut gefällt, dass sie ihm ihre Liebe gesteht und sie sich Hals über Kopf in die Ehe stürzt. Die nächsten Jahre sind geprägt von Harmonie und einem Gefühl von Glück, das einzig durch die Geburt der beiden Söhne Duncan und Walt noch übertroffen wird. Gemeinsam gehen sie durch dick und dünn und kämpfen für eine schöne Zukunft, die wie ein Silberstreif am Horizont erscheint. Doch nicht immer herrscht eitel Sonnenschein.

Zahlreiche Probleme entzweien das einst so glückliche Paar und stürzen sie in ein Unglück großer Ausmaße. Helen wendet sich anderen Männern zu und beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit einem ihrer Studenten. Als Garp davon erfährt, setzt er seine Ehefrau unter Druck und verliert sie beinahe. Erst seiner Mutter Jenny ist es zu verdanken, dass sich die beiden wieder versöhnen und sie Eltern eines kleinen, süßen Mädchens werden. Doch die Welt steckt voller Wahnsinn, Komik und Kummer und hält für Garp und seine Familie noch jede Menge an unangenehmen wie angenehmen Überraschungen bereit - inklusive eines tragischen Endes, das der Grund für viel Aufsehen ist ...

John Irving übertrifft einfach alles

Es besteht kein Zweifel: John Irving gehört zu den ganz Großen in der US-amerikanischen Literatur und seine Romane gehören längst zu den Klassikern, die auch nach vielen Jahren zu einer unterhaltsamen Lektüre einladen und einfach in jedes Bücherregal gehören. "Garp und wie er die Welt sah" ist der Beginn einer einzigartigen Karriere, die Irving vom Schattendasein ins Licht stieß und ihm mehr als fünf Minuten Ruhm bescherte. In der vorliegenden einmalig schönen Leinenausgabe findet der 1978 erstmals veröffentlichte Roman sicherlich viele Liebhaber, die sich an der Sprachkunst des US-Amerikaners erfreuen wollen und einer ungewöhnlichen Geschichte beiwohnen möchten. Und das kommt nicht von ungefähr.

Knapp 850 Buchseiten lang erfährt man ein Vergnügen, das mit den besten Zutaten für stundenlange Unterhaltung der besten Sorte garantiert. Ein Reichtum an Emotionen und ein Hauch von Spannung bereiten dem Leser einen unfassbaren Genuss, den man so lange wie möglich hinauszögern möchte - so genial und einfach brillant ist die Lebensgeschichte von T.S. Garp. Hier möchte man gerne immer wieder verweilen und den Worten lauschen, denen John Irving unglaublich viel Intensität und (Sprach-)Kraft verliehen hat. Das findet man wahrlich nicht alle Tage in einem Bücherregal!

Susann Fleischer 
19.03.2012 

 
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Das Buch:

John Irving: Garp und wie er die Welt sah. Aus dem Amerikanischen von Jürgen Abel

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Zürich: Diogenes Verlag 2012
848 S., € 26,90
ISBN: 978-3-257-06815-3

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