Romane

Hinter der Mühsal und Pein die Menschlichkeit

"Spuren im Spiegel der Zeit", so lautet der Zusatztitel zum Buch "Courth y Editha", das Gisela Editha Dubberk? geschrieben hat. Dies macht deutlich, dass es um die Lebenseindr?cke geht, die man beim Betrachten des Spiegels, den die Geschichte vor die Augen h?lt, nach und nach erkennen kann. Im Nachhinein erscheint es so, als h?tten die Verr?cktheiten der Gegenwart damals keine Zeit gelassen, das alles laufend ins Bewusstsein zu bringen und zu verarbeiten. Es brauchte die Zeit, es brauchte vor allem ihre Distanz.

"Such die eigne Spur des Lebens", schreibt die Autorin mit einer Hartn?ckigkeit, die starke eigene Erlebnisse verr?t, aber auch den Drang, nach viel "M?hsal und Pein" doch ein St?ck Daseins-Sinn wahrnehmen zu k?nnen und dem Geprellt-Sein zu entgehen.

Gisela Editha Dubberk? war kurz vor Hitlers Machtergreifung in eine b?rgerliche Situation hineingeboren worden, in Ilfeld/S?dharz. Aber die Not der Nazi-Zeit erreichte sie nat?rlich auch hier. 1943 er?ffneten die Nationalsozialisten das Au?enlager Dora, das zum KZ Buchenwald geh?rte, nur f?nf Kilometer entfernt. Es sei unwahr, sagte sie dazu, dass niemand etwas davon wusste. "Unser Vater war bestens informiert." Eine schwere Typhuserkrankung, von der sie wie durch ein Wunder geheilt wurde, belastete sie verst?ndlicherweise schwer, und in der jungen DDR wurde einem nichts geschenkt. Sie ging in den Westen und wurde chemisch-biologische Assistentin.

Bei ihm, Courth Dubberk?, hatte das Schicksal mit aller Brutalit?t zugeschlagen. Er hatte den Ostfeldzug mitgemacht, dann als Panzerkommandeur die Gefechte Rommels in der W?ste. Eine schwere Verwundung begleitete ihn von hier an durch ein hartes Leben, dessen H?rte, wie die Autorin immer wieder vor Augen f?hrt, weniger im K?rperlichen als im Seelischen aufschlug. Es waren die Verachtung und die verbreitete Uneinsichtigkeit, die ihm mehr und mehr zu schaffen machten und in die Unterwelt stie?en.

Kein Spaziergang also, was die Autorin dem Leser hier vor Augen f?hrt. Und trotzdem, trotz aller Schmerzen und trotz der Niedertr?chtigkeit gemeiner Denunziationen, leuchten S?tze auf ?ber Menschen, "die Humanit?t leben, sp?rbar unsere Herzen ber?hren und der Hoffnung Unsterblichkeit verleih'n". Es kehre Frieden im Herzen ein, liest man im Eingangsgedicht. Damit man dies nicht au?er Acht l?sst, damit man die Wunder nicht ?bersieht, zeigt das Buch ein idyllisch ungetr?btes Coverbild. Nur wenige Seiten darunter liest man sich durch das Elend der Lazarette.

?ber der Traurigkeit bedrohlicher Angriffe erhebt sich die Musik als Retterin und Tr?sterin. Und es brauchte schon eine gewisse Vers?hnlichkeit, um in diesem Buch auch Sch?nheiten der Landschaft zu zeigen. In diesem Sinne werden hinter dem entt?uschungsreichen R?ckblick auch Gl?cksmomente sichtbar gemacht. 1999 begann Gisela Editha Dubberk?, von ihrem Mann dazu gedr?ngt, ihre Schreibt?tigkeit. Es hat sich gelohnt.

Es wird niemanden erstaunen zu h?ren, dass man in ihrem Buch eine blanke Sprache zu lesen bekommt, die Handfestes auch handfest beschreibt und die Dinge eben beim Namen nennt. Die Geschichte bleibt jederzeit verst?ndlich, und auch wenn ihr Verlauf nach Amerika und zu anderen, eher unbek?mmerten Lebensstationen f?hrt, so l?sst sie doch die vielen Tr?nen nicht vergessen. Da wird nichts verdr?ngt, aber auch nichts grundlos verdammt, nichts besch?nigt, aber auch nichts unn?tig abgestraft.

Ronald Roggen
30.01.2012

 
Diese Rezension bookmarken:

Das Buch:

Gisela Editha Dubberké: Courth y Editha. Spuren im Spiegel der Zeit

CMS_IMGTITLE[1]

Gründau-Rothenbergen: Triga Verlag 2012
152 S., € 14,80
ISBN: 978-3-89774-794-4

Diesen Titel

Logo von Amazon.de: Diesen Titel können Sie über diesen Link bei Amazon bestellen.