Romane

Spannend und anrührend

Ich gestehe: Es war der erste John Irving, den ich gelesen habe! Ich habe mich schwer hineinfinden können, fand meine Zeit eigentlich zu schade für solche Themen. Welche Themen? New Yorker Hektik, Katastrophen-Fernseh-Journalismus, Sex-Gewohnheiten des Protagonisten wie in Vor-Aids-Zeiten.Doch dann habe ich einen zweiten Anlauf genommen und hatte Spaß bei der Lektüre, fand sie spannend und anrührend. Die Story: Dem Fernsehjournalisten Patrick Wallingford wird vor laufender Fernsehkamera die linke Hand von einem Löwen abgebissen. Die Sequenz wird wieder und wieder gezeigt, der Journalist ist bekannter als je zuvor, nun als "Löwenmann". Es wird eine Spenderhand gesucht und (unter bizarren Bedingungen) gefunden, von einem – herrlich schrillen und zunehmend gewinnenden – Handchirurgen angenäht, später allerdings wieder abgestoßen. Die Ehefrau des Spenders ist weder schön noch elegant – und dennoch verliebt Wallingford sich heftig in sie. Dieses Sehnen ist so zauberhaft dargestellt, daß wir alle es nachempfinden können: Toughe, fitte, gestylte Businesswomen sind nicht das Höchste für die Gefühle.

Wie ist das mit der vierten Hand (nachdem die dritte abfiel)? Gibt es eine(n) neue(n) Spender(in)? Dies Geheimnis wird erst gegen Ende des Buches gelüftet. Bis dahin haben manche Lachfältchen sich im Gesicht des Lesers eingenistet – und Freude darüber breit gemacht, daß hier ein sympathischer Held auf altmodische Art reift und erwachsen wird.

fms
15.04.2002

 
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Das Buch:

John Irving: Die vierte Hand

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Zürich: Diogenes Verlag 2002
438 S., € 11,90
ISBN: 3-257-23370-1

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