Romane

Auf der Suche nach einer zweiten Chance

Franz?sische Autoren verstehen es, ihre Leser mit jedem Wort in Herz und Seele zu ber?hren. Ihre Romane stecken voller Poesie, erz?hlen ?ber das Leben und die Liebe und schenken jedem Wohlf?hlstunden der entr?ckten Lekt?re auf der Couch. Carl Aderhold geh?rt definitiv zu jenen Schreiberlingen, die bezaubern und zugleich unterhalten. "Fische kennen keinen Ehebruch" hei?t der Roman, der den Franzosen in Deutschland bekannt machen wird. Daf?r ben?tigt es einzig einer bewegenden Geschichte, einf?hlsamen Worten, die mit leisen T?nen ?berzeugen, und einer Sprache, die in den Ohren des Lesers klingt wie ein tragisches Liebeslied. 

Val?rie hat sich von diesem Tag so viel erhofft, aber statt bewundernder Worte von Ehemann Djamel hagelt es Beleidigungen, die die Supermarkt-Kassiererin am Besuch bei der Typ-Beraterin zweifeln lassen. P?nktlich zu ihrem vierzigsten Geburtstag hatten sich die Freundinnen eine besondere ?berraschung einfallen lassen: Ein komplettes Umstyling soll die ?bergewichtige Landpomeranze in Trainingshose in eine attraktive Diva mit blonden Haaren und auf High Heels verwandeln. Und tats?chlich: Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Lediglich bei Djamel und T?chterchen Laura h?lt sich die Begeisterung stark in Grenzen. Und so kommt es auch, wie es zwangsl?ufig kommen muss: Val?rie ergreift die Flucht - wenn diese auch sehr spontan beschlossen ist. 

Es ist ein Morgen wie jeder andere und Val?rie auf dem Weg zur Arbeit. Beinahe scheint es, als w?re dies ein Tag wie jeder andere - bis ihr ein junger Mann von der anderen Stra?enseite Komplimente zuruft. Ein Blick auf eine Reklametafel mit Hollywoods Sweetheart Julia Roberts und ein verpasster Bus bringen letztlich die Entscheidung, mit dem Zug nach Toulouse zu fahren und dort endlich die Cousine zu besuchen. Sie haben sich seit l?ngerer Zeit nicht mehr gesehen, obwohl sie einst wie zweieiige Zwillinge f?r Au?enstehende waren. Nun, ohne l?stiges Anh?ngsel am Bein und mit einer stillen Hoffnung im Herzen, macht sich Val?rie auf die Reise - mit dem Ziel, das Alte hinter sich zu lassen und einen Neuanfang zu wagen. Obwohl ausgerechnet dieser einen Mut erfordert, den Val?rie erst noch finden muss. 

Der erste Schritt in die richtige Richtung ist ein neuer Name - fortan nennt sie sich nur noch "Julia" und stellt sich allen Bekanntschaften auch so vor - und eine Offenheit gegen?ber Fremden. Als erste Herausforderung erweist sich eine vierk?pfige Reisegruppe und eine ?ltere Dame namens Colette. Auch wenn Julia des ?fteren ihren eigenen Gedanken nachh?ngt, so verschlie?t sie doch nicht ihren Blick vor den Menschen, die sie umgeben. Und daf?r erf?hrt sie, was das Leben wirklich ausmacht und was wahrhaftige Liebe tats?chlich bedeutet. Nun muss sie die Chance nur noch am Schopfe packen ... 

In seiner Heimat ist Carl Aderhold l?ngst ein Star, der Vergleiche mit Erfolgsautorin Anna Gavalda nicht scheuen muss. In den hiesigen Landen ist er bislang noch unbekannt, aber "Fische kennen keinen Ehebruch" wird dies in Rekordzeit ?ndern. Der Franzose versteht es, herzerw?rmende Gef?hle zum Leser zu transportieren und in die Tiefe seiner Figuren vorzudringen, w?hrend andere eher an der Oberfl?che einer guten Geschichte bleiben. Dank Aderholds Schreibverm?gen taucht man direkt in das Geschehen ein und f?hlt sich bei der Lekt?re wie in einem realgewordenen Traum, der jeden zu ber?hren wei?. Dazu noch der Flair, der auf jeder Seite sp?rbar ist und dem Leser Wohlf?hlmomente beschert - und fertig ist ein gelungener Roman eines Meisters der gro?en Gef?hle. "Fische kennen keinen Ehebruch" ist schlie?lich wie wundersch?nes Unterhaltungskino voll Herz, Charme und einem Hauch Tragik. 

Susann Fleischer 
04.04.2011

 
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Das Buch:

Carl Aderhold: Fische kennen keinen Ehebruch. Aus dem Französischen von Doris Heinemann

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München: Limes Verlag 2011
288 S., € 17,99
ISBN: 978-3-8090-2595-5

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