Romane

Tasmaniens Geschichte hautnah erzählt

Nat?rlich ist dieses Buch ein Roman, kein Sachbuch, ein fiktiver Stoff, aber gleichzeitig beruht es auf Tatsachen, auf der Geschichte des jungen Tasmaniens, als es noch Van-Diemen-Land hie?. Fiktiver Erz?hler ist William Buelow Gould. Allerdings ist diese Figur keineswegs erfunden, sondern sie lebte tats?chlich, wurde 1827 wegen Kleindungsdiebstahls zur Verbannung verurteilt, malte bereits auf der ?berfahrt die Offiziere und sp?ter zahlreiche Aquarelle der Natur Tasmaniens. Auch der Arzt im Buch, f?r den er seine Fische malt, hat ein reales Vorbild, wenn es wohl auch mehrere ?rzte waren. Damals war es typisch, dass sich die ?rzte als einzige wissenschaftlich gebildete Personen mit der Erforschung ihrer sie umgebenden Natur besch?ftigten.

Buelow starb nicht, wie im Buch angegeben, 1831, sondern 1853, aber "stilgerecht" im Gef?ngnis, wo er wegen erneuter Diebst?hle seine letzten Jahre verbrachte. Seine Zeichnungen der zw?lf Fische, welche die einzelnen Kapitel bilden, sind Reproduktionen der tats?chlich von ihm erstellten Zeichnungen, die sich heute in der Staatsbibliothek Tasmaniens befinden.

Ganz Australien, und damit auch Tasmanien, hat eine lange Geschichte als Strafkolonie. Nur wenig ist allerdings davon ?berliefert, abgesehen von offiziellen Tageb?chern, in denen nur Zahlen und Fakten, aber nicht die allt?glichen Begebenheiten festgehalten wurden. So ist das Buch sicher Fiktion in seiner Beschreibung des Gefangenenalltags. Es f?hrt aber geradezu magisch in die Wahnwelt des Gefangenen William Buelow Gould ein, die sich dieser selbst geschaffen haben k?nnte, um den Schrecken des Alltags, denen er zweifelsohne ausgesetzt war, zu entgehen.So entstand eine Geschichte, in der am Beispiel dieses einen, durch sein Werk der Nachwelt ?berlieferten Ur-Besiedlers Tasmaniens die Geschichte eines Landes erz?hlt wird. Dieser Teil der Geschichte Australiens ist kein Ruhmesblatt f?r den jungen Kontinent. Drakonische Strafen im Mutterland f?hrten zur Deportation Zehntausender, die unter geradezu uns?glichen Bedingungen ihr Leben fristen mussten.

Dabei verschwimmen auch die Unterschiede zwischen den Gefangenen und dem Wachpersonal. Denn beide waren, wenn auch auf verschiedenen Seiten, so doch nicht ohne einen gewissen und m?glichen Austausch lebenslang an diesen Kontinent und an dieses Leben gebunden. Dieses Wechselspiel, die Leiden und N?te der Gefangenen wie das Leben der Bewacher wird hier eindrucksvoll und in einem gro?en Erz?hlreigen wiedergegeben, der den Autor in die Reihe der gro?en Erz?hler stellt.

Zu Unrecht wird der Name des ?bersetzers unterschlagen, denn sicher hat der Autor hier ein gro?es Werk vorgelegt, das aber auch in einer brillanten ?bersetzung wiedergegeben wurde.

hah
20.03.2002

 
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Das Buch:

Richard Flanagan: Goulds Buch der Fische

CMS_IMGTITLE[1]

Berlin: Berlin Verlag 2002
422 S.
ISBN: 3-8270-0477-2

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