Romane

Der Stoff , aus dem Träume sind

Das Paris der 20er Jahre ist nicht nur modisch gesehen das Paris der Coco Chanel. Der Stil, den die bekannte französische Modeschöpferin nach dem Ersten Weltkrieg mit ihren Kollektionen kreiert, trägt nicht unwesentlich zum Lebensgefühl der Goldenen Zwanziger bei. Mit großen Träumen, jeder Menge Talent und ein wenig Naivität im Gepäck begibt sich die junge Schneiderin Isabelle Varlet 1919 in die französische Hauptstadt. Nach dem Tod ihres Verlobten hält sie nichts mehr in dem kleinen Dorf, in dem sie in der Obhut ihrer Großmutter aufgewachsen ist.

Die Großmutter hat ihrer Enkelin schon als Kind das Nähen beigebracht, das dem Mädchen in den langen Wochen ihrer Schwindsuchtsanfälle neuen Lebensmut verschaffte und sie am Leben hielt. Kein Wunder, dass Isabelle seither das Nähen wie die Luft zum Atmen braucht. Als sie Jahre später in die Großstadt zieht, scheint ihr Traum wahr zu werden: Die ehemalige Hutmacherin Gabrielle Chanel, bekannt als Coco –  von allen aber nur "Mademoiselle" genannt – sieht in einem von Isabelle genähten Kleid ihr Talent und stellt sie ein. Trotz der strengen Hierarchie, der schlechten Arbeitsbedingungen in den Haute Couture-Ateliers, des Zeitdrucks, der Intrigen und der schlechten Bezahlung sieht sich Isabelle am Ziel ihrer Träume. Eine ihrer großen Hoffnungen scheint sie jedoch aufgegeben zu haben: die Hoffnung auf die große Liebe. Nach dem Tod ihres Verlobten lernt sie erst durch ihren langjährigen Freund, den Schriftsteller Daniel Blank, wieder an die Liebe zu glauben.

Mit "Das kleine Schwarze" liefert die amerikanische Schriftstellerin und Journalistin Gioia Diliberto ein gut recherchiertes Bild der Modewelt der 20er Jahre, das beweist, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Die wunderschönen Roben und der Glanz, den sie ausstrahlen, verbergen lediglich die Extreme – Verzweiflung, Einsamkeit, Betrug und Intrigen – die dahinter stecken. Die Konkurrenz, die unter den Modeschöpfern der damaligen Zeit herrschte – und auch sicher heute noch herrscht, stellt Diliberto in ihrem Roman anhand von realen, aber auch fiktiven Personen, die jedoch berühmten Couturiers der Zeit nachempfunden wurden, einprägsamer dar, als es eine farblose Biographie über die Persönlichkeiten dieser schillernden Welt der Stoffe und Farben könnte.

Sabine Mahnel
27.10.2008

 
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Das Buch:

Gioia Diliberto: Das kleine Schwarze. Aus dem Amerikanischen von Alexandra Faus

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München: Droemer Verlag 2008
397 S., € 14,95
ISBN: 978-3-426-19810-0

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