Romane

Eine Lektüre für alle Sinne

Zwölf Tage im Krankenhaus, davon sieben auf der Intensivstation, und eine simple Lungenentzündung haben Soul verändert. Plötzlich spielt für die junge Frau Spiritualität eine Rolle. Sie glaubt fest an eine höhere Macht, teilt ihren "Glauben" aber nicht mit ihren Freunden, nicht einmal mit Sir W.I.T., dem sie mehr vertraut als sich selbst. Er ist einer der wenigen, der ihr immer zur Seite stand. Kein Wunder, dass Soul für ihn mehr empfindet als für sie und ihr Herz gut ist. Dabei treibt Sir W.I.T. Soul des Öfteren in den Wahnsinn. Insbesondere wenn er mal wieder von der Bildfläche verschwindet; wie zum Beispiel nach der Befreiung der Gefangenen aus dem Kornreservat oder nach der Sache mit dem alten Mann auf Kreta. Und so auch nach Souls Entlassung aus dem Krankenhaus. Er scheint wie vom Erdboden verschluckt.

Und so kommt Soul einmal weniger zum Ausruhen und Erholen. Sie begibt sich auf die Suche nach Sir W.I.T. - mit Erfolg: Sie findet ihn in einem Hotel für besonders reiche Kundschaft. Soul befürchtet schon das Schlimmste. Deutet doch alles darauf hin, dass Sir W.I.T. nicht bei guter körperlicher Gesundheit ist - zum Glück aber ein Trugschluss. Er ist auf "Planet Earth", einem Satellitenhotel, um dem Geheimnis seines verstorbenen Vaters auf die Spur zu kommen. Es dauert nicht lange, und Soul kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sir W.I.T.s Vater ist höchstlebendig, allerdings ohne nennenswerte Erinnerungen; die Regierung braucht Souls Hilfe und alle fragen sie nach dem Himmel, den sie gesehen hat. Soul hingegen sucht Sicherheit und Geborgenheit im Hier und Jetzt. Dabei helfen ihr einige Serienhelden aus der Anfangszeit des Fernsehens: die bezaubernde Jeannie, Catweazle und Mister Ed ...

Autorinnen vom Können einer Heike M. Major haben in der deutschen Literaturszene absolute Seltenheit. Umso größer ist bei vielen Lesern die Freude, wenn ein neuer Roman der gebürtigen Westfälin erscheint. "Tambara und überall der Himmel" begeistert noch mehr als die beiden Vorgängerbände "Tambara - Oh Stadt, oh meine Stadt" und "Tambara und das Geheimnis von Kreta". Das vorliegende Buch liest man mit einem lachenden und einem weinenden Auge: lachend, weil es aufs Beste unterhält und damit der würdige Abschluss einer grandiosen Trilogie ist; weinend, weil dieses Lektüreabenteuer nun endgültig ein Ende haben soll. Man wünscht sich für mindestens zwei weitere Bücher ein Teil von Souls Leben zu sein. Auch deshalb liest man diese Reihe in Dauerschleife; immer und immer wieder und mit unbändigem Spaß vom ersten bis zum letzten Satz!

Belletristik, die ungewöhnlich im besten, schönsten Sinne ist - genau das gelingt Heike M. Major mit jeder ihrer Geschichten. "Tambara und überall der Himmel" zu lesen bedeutet Genuss pur. Doch die gut 250 Buchseiten sind weitaus mehr als ein Lektürevergnügen weit abseits ausgetretener Pfade; nämlich eines zum Länger-darüber-Nachdenken. Die Story hallt noch lange nach dem Schlusspunkt im Herzen und in den Gedanken des Rezipienten nach. Und das ist gut, sogar mehr als gut so!

Susann Fleischer 
03.06.2024

 
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Das Buch:

Heike M. Major: Tambara und überall der Himmel

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Leipzig: Engelsdorfer Verlag 2024 258 S., € 16,00 ISBN: 978-3-96940-742-4

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