Romane

Eine Frau kämpft um ihr Glück

Mit ihren 19 Jahren hat Minna schon viel durchmachen müssen: Sie hat das Kaiserreich erlebt, den Großen Krieg, die Nachkriegszeit, die Inflation und die Währungsreform. Aber mit dem Umzug nach Düsseldorf nimmt ihr Dasein eine Wende. Ihr Leben würde endlich leichter und schöner werden. Es sind die Goldenen Zwanziger und Minna blickt voller Zuversicht in die Zukunft. Die Schneiderin stammt aus einfachen Verhältnissen (ihre Mutter ist Toilettenfrau, ihre Schwester Dienstmädchen) und kommt mit großen Hoffnungen in die mondäne Stadt. Sie will glücklich werden, sich aus der Armut befreien und eine Familie gründen. Als sie sich in den wohlhabenden Fred verliebt, scheinen sich alle Wünsche zu erfüllen. Doch ihr starker Wille stellt die Ehe immer wieder auf die Probe.

Dass Minna einen Mann aus besseren Kreisen kennenlernt, scheint nur zu Beginn ein großes Glück zu sein. Freds Eltern stellen sich gegen diese Beziehung. Aber das Paar hält zusammen, in guten und in schlechteren Zeiten. Diese werden für Minna besonders düster, als ihre Schwester tot in die Küche ihrer Brotgeber gefunden wird. Offenbar beging die 15-Jährige Suizid. Minna ist schockiert über den Selbstmord ihrer geliebten Schwester, noch mehr, als sie erfährt, dass Adele schwanger war. Der Vater: Adeles Dienstherr. Nur schwer findet Minna ins Leben zurück. Sie macht sich als Schneiderin einen Namen. Doch der Erfolg dauert nur kurz. Durch den Börsencrash verliert Minna alles. Sie zieht zurück in die Provinz, wo der Zweite Weltkrieg seine Schatten vorauswirft.

In der Zeit, in der Minna lebt, gibt es kein Verständnis für eine Frau, die eigene Entscheidungen trifft, verzweifelt versucht ihren eigenen Weg entgegen aller Widerstände zu gehen. Schon bald muss Minna zwischen den Konventionen und ihren Wünschen wählen, und ihre Träume scheinen in weite Ferne zu rücken. Doch Minna kämpft gegen alle Widerstände um ihr Glück ...

Genuss pur - Felicitas Fuchs wird garantiert nicht als One-Hit-Schriftstellerwunder nicht in der Versenkung verschwinden, sondern ihre Romane vielmehr zum festen Repertoire in unseren Buchhandlungen à la Katharina Fuchs, Eva Völler oder Astrid Ruppert werden. Der Grund: Fuchs' außergewöhnliches Schreibtalent. Ihr Können haut einen glatt vom Hocker. Schon ab dem ersten Satz von "Minna. Kopf hoch, Schultern zurück" glaubt man sich mittendrin im Geschehen statt nur am Rande, als Beobachter dabei. Die deutsche Autorin schreibt nah an menschlichen Schicksalen und an damaligen Ereignissen, sodass ein Weglegen des vorliegenden Buches absolut unmöglich ist. Es kaum aufgeschlagen, hat man sich in einen Rausch gelesen. Das ist von Seltenheit im Bücherregal!

Liebhaber von fesselnder, grandiosester historischer Unterhaltung kommen um die Bücher von Felicitas Fuchs herum. Diese bedeuten Unterhaltung der besten Art und Weise. Die Lektüre ihrer Mütter-Trilogie lässt den Leser die Welt um sich herum vollkommen vergessen. Band eins, "Minna. Kopf hoch, Schultern zurück", ist das Zeugnis hoher Erzählkunst; definitiv Literatur, die einen regelrecht überwältigt. Das muss man lesen. Unbedingt!

Susann Fleischer 
20.06.2022

 
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Das Buch:

Felicitas Fuchs: Minna. Kopf hoch, Schultern zurück

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München: Heyne Verlag 2022 608 S., € 15,00 ISBN: 978-3-453-42643-6

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