Romane

Eine Liebesgeschichte, die eigentlich keine ist

Juni 1948. Dann eben Amerika. Auch nach zehn Jahren als Exilant hat Leopold Perlstein, einst berühmter Schriftsteller in Wien, in der neuen Heimat Palästina noch nicht Fuß gefasst: Sein Auskommen als Versicherungsangestellter ist bescheiden, seine Schreibhemmung dagegen riesengroß. Ein langer Sommer in Sharon, Connecticut im Landhaus seiner Agentin und Freundin Alma soll die Wende bringen. Doch als Leo aus dem Zug steigt, steht dort nur ein Junge, der ihm erklärt, dass das Haus in der vergangenen Nacht abgebrannt ist. Leos Freude über diese Nachricht hält sich ziemlich in Grenzen. Ist er doch erst am Tag zuvor in New York City angekommen, nach einer langen, nicht sehr komfortablen Schiffspassage zweiter Klasse von Jaffa aus, mit Umsteigen in Marseille.

Leo wird vorläufig mit dem Roxy, dem Gästehaus gegenüber, vorliebnehmen müssen. Das Haus ist eine Katastrophe. Und Dora, die Wirtin, erst! Ihr Essen ist eine Zumutung, ihre Gastfreundlichkeit lässt ähnlich zu wünschen übrig. Und dann versucht sie beim Tarockspielen Leo zu betrügen. Aber Leo bleibt. Er findet ein freundliches Ehepaar als gute Freunde, fühlt sich irgendwann auch Dora so zugetan, dass er sie zu einem romantischen Abendessen am nahegelegenen See einlädt. Dazwischen versucht Leo verzweifelt zu schreiben. Kein leichtes Unterfangen, wenn man mit den Gedanken die meiste Zeit des Tages woanders ist. Und so droht Leo sein eigentliches Vorhaben aus den Augen zu verlieren, während dieser Ort - und v.a. Dora! - Leos Leben gehörig auf den Kopf stellen ...

Literatur, die das Leben des Lesers für immer verändert - unter den Neuerscheinungen 2022 ist Agnes Krups "Leo und Dora" die wohl ungewöhnlichste, aber auch genialste. Diese Story trifft mitten ins Herz, hallt noch lange nach der letzten Seite im Herzen, in den Gedanken und in der Seele des Lesers nach. Was man hier erfährt, ist ein Lektüregenuss par excellence. Man verliert sich in der Handlung, gewinnt die Protagonisten Leo und Dora so lieb wie Freunde und ist sehr, sehr froh darüber, für ein paar Stunden lang Teil ihres Lebens zu sein. Es ist, als unternähme die Seele einen Kurzurlaub. Solch ein Kunststück hat Seltenheit! Krup ist als Autorin definitiv nicht zu übertreffen. Ihr Talent: einfach nur wow, wow, wow! Ohne jeden Zweifel zum Niederknien gut!

Für die deutsche Literatur ist Agnes Krup ein ganz großer Glücksfall. Und ihre Romane sind ein Juwel im Bücherregal. Die Lektüre von "Leo und Dora" sorgt für einen Endorphinrausch beim Leser. Mit dieser will man gerne seine Nachmittage und Abende verbringen. Denn ein Vergnügen, wie man es mit dem vorliegenden Buch in die Hände bekommt, ist der tollste Zeitvertreib der Welt. Absolut grandios!

Susann Fleischer 
30.05.2022

 
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Das Buch:

Agnes Krup: Leo und Dora

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Berlin: Aufbau Verlag 2022 285 S., € 22,00 ISBN: 978-3-351-03899-1

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