Romane

Auch Marie Lacrosse' "Das Kaffeehaus"-Trilogie: ein Genuss sondergleichen

Wien in den 1880er-Jahren: Das Glück der Komtess Sophie von Werdenfels scheint vorbei, als ihr Vater unter tragischen Umständen stirbt. Wenige Monate später ehelicht Sophies Mutter den Beamtenadligen Arthur, Ritter von Freiburg. Er macht bei jeder Gelegenheit Sophie das Leben schwer. Aus der tristen Atmosphäre ihres Elternhauses flüchtet sie so oft wie möglich in die Pracht des Kaffeehauses ihres bürgerlichen Onkels. Das "Café Prinzess" ist der Treffpunkt von die Herrscherschicht der österreichischen Stadt. Auch Richard von Löwenstein, Offizier in der k.u.k. Armee und Freund Kronprinz Rudolf, kehrt in der Stube regelmäßig ein. Richard hat ähnlich wie Sophie zu kämpfen, unter anderem mit finanziellen Problemen sowie mit diversen familiären Verpflichtungen. So droht ihm eine Ehe mit seiner verhassten Cousine.

Als Sophie sich in Richard verliebt, ahnt sie nicht, dass Richard bereits seiner Cousine versprochen ist. Sophie macht sich Hoffnungen auf eine Zukunft mit dem gutaussehenden, charmanten Offizier. Bis sie ihn beim Frühjahrspferderennen in Anwesenheit einer anderen Frau sieht. Um sich von ihrem Kummer abzulenken, hilft Sophie bei ihrem Onkel im "Café Prinzess" aus. Und sie versucht verzweifelt, ihre beste Freundin Mary vor Unheil zu bewahren. Die schwärmt für den verheirateten Kronprinzen. Und tatsächlich scheint Rudolf Marys Zuneigung zu erwidern. Er schreibt ihr Briefe, trifft sich in aller Heimlichkeit mit ihr. Dabei verfolgt Rudolf eher selbstsüchtige Absichten: Er hat genug vom Leben, möchte für seinen Suizid eine Frau an seiner Seite haben. Und Mary scheint die Richtige für seine selbstmörderischen Pläne zu sein.

Ungeachtet aller Warnungen Sophies, lässt sich Mary sogar auf eine Affäre mit Rudolf ein. Hilfe bekommt sie von Kaiserin Sisis Nichte. Gräfin Marie Louise Larisch betätigt sich als Kupplerin, zieht sich allerdings zurück, als Rudolfs Gemahlin von ihrem Treiben erfährt. Das hindert Mary aber nicht, Rudolf weiterhin Avancen zu machen. Ihre Gefühle für Rudolf lassen jegliche Vorsicht vergessen. Weitaus schlimmer: Diese drohen nicht nur sie in ein großes Unglück zu stürzen. Monate später wird auch das Kaiserreich in seinen Grundfesten erschüttert ...

Unterhaltung, die einer unvergesslichen Reise in längst vergangene Zeiten gleicht - die Geschichten von Marie Lacrosse verführen zu einer Lektüre der betörend-schönsten Sorte. Diese sind Historienschmöker par excellence, außerdem ein Vergnügen, das den Leser alles um sich herum vergessen lässt. "Das Kaffeehaus" steht Lacrosse' "Das Weingut"-Reihe in nichts nach, ist sogar noch besser geschrieben als alles, was die Bestsellerautorin bisher verfasst hat. Die gut 700 Seiten von "Bewegte Jahre" hat man viel zu schnell verschlungen. Gerne noch viele, viele Seiten mehr für die Fortsetzungen "Falscher Glanz" und "Geheime Wünsche". Die Story berührt das Herz, lässt einen zudem ganz atemlos zurück. Lacrosse kann schreiben, so gut, dass es kaum zu glauben ist. Chapeau, vor ihrem Können, vor ihrer einzigartigen Erzählkunst!

Wie kaum eine andere Autorin macht Marie Lacrosse Geschichte zu einem aufregenden, überaus lebendigen Erlebnis für alle Sinne. Sie schreibt fesselndstes Historienkino vom ersten bis zum letzten Satz. Ihre Romane sind ein selten dagewesenes Highlight auf dem Buchmarkt, weil mitreißend, berauschend und grandios wie nichts sonst in der deutschen Literatur. Die "Das Kaffeehaus"-Saga bedeutet Genuss pur. Mit dieser erfährt man Unterhaltung voller Emotionen und Spannung, aus der Feder eines Ausnahmetalents unter Deutschlands Schriftsteller(inne)n. Band eins, "Bewegte Jahre": absolut überwältigend. Etwas Besseres gibt es nicht im Bücherregal!

Susann Fleischer 
25.01.2021

 
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Das Buch:

Marie Lacrosse: Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre

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München: Goldmann Verlag 2020 736 S., € 15,00 ISBN: 978-3-442-20597-4

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