Romane

Eine ergreifende Auschwitz-Geschichte über die Magie der Bücher, erzählt nach einer wahren Begebenheit

Inmitten der unermesslichen Gräuel des KZ Auschwitz-Birkenau versucht der Blockälteste Fredy Hirsch für die Kinder, einen Ort des Friedens zu schaffen. Von der Lagerleitung des KZ wird er beauftragt, die Kinder zu beschäftigen, während ihre Eltern arbeiten mussten. Allerdings wird ihm verboten, sie zu unterrichten, über Religion oder Politik zu sprechen. Aber Hirsch hört nicht auf den NS-Kommandanten. Er organisiert eine kleine Schule im Untergrund und sucht acht alte Bücher auf dem Schwarzmarkt im Lager zusammen, wodurch die Baracke eine hinsichtlich der Anzahl der Exemplare winzige Bibliothek erhält. Die 14-jährige Dita ernennt er zur Bibliothekarin. Unter all den Umständen, denen sich Dita tagtäglich stellen muss, ist das Mädchen Feuer und Flamme für ihre Aufgabe.

Dita kümmert sich mit äußerster Hingabe um die kleine Bibliothek. Denn die Bücher schenken Licht, wo nur noch Dunkelheit zu sein scheint, und bieten einen Anker, wenn der Schmerz übermächtig zu werden droht. Sie begleiten Dita und die anderen Häftlinge durch die Zeiten der größten Verzweiflung, bis wieder ein neuer Hoffnungsschimmer zu erkennen ist. Und das, obwohl Ditas Alltag von unmenschlichen Lebensbedingungen und ständiger Angst geprägt. ist. Aber ihre Tätigkeit als Bibliothekarin ermöglichen es ihr, den sie umgebenden Schrecken zu entfliehen; zumindest für kurze Zeit. Zudem gibt die Aufgabe ihr die Kraft, weiterhin durchzuhalten, während viele andere ihren Kampf mit dem Tod früher oder später aufgeben. Nicht so Dita, deren größtes Glück die jene acht alten Bücher sind ...

Belletristik in ihren betörend-schönsten Form - genau das hat Antonio Iturbe mit "Die Bibliothekarin von Auschwitz" geschrieben, darüber hinaus ein Meisterwerk der Emotionen, das allerdings mit leisen Tönen überzeugt und nicht so laut daherkommt wie so manch andere Geschichte dieses Genres. Das vorliegende Buch strahlt regelrecht von innen heraus und ist zugleich ein Mahnmal wider das Vergessen über die Geschehnisse der NS-Diktatur. Der spanische Autor ist ein groß(artig)er Geschichtenerzähler und seine Worte sind die reinste Verführung, der zu widerstehen schier unmöglich ist. Sein Können ist definitiv zum Niederknien! Noch mehr allerdings die Lektüre seiner Neuerscheinung. Diese ist so grandios verschieden und damit überraschend als alle anderen im Jahre 2020!

So poetisch, so berührend, so literarisch kunstvoll über die Schrecken innerhalb der Stacheldrahtzäune des KZs Auschwitz zu erzählen ist ein Unterfangen, das Antonio Iturbe mit "Die Bibliothekarin von Auschwitz" gelingt wie niemand anderes sonst es jemals könnte. Mit dem vorliegenden Roman erfährt man einen Genuss, der einen ganz überwältigt, weil so grandios und dabei einzigartig. In diese Lektüre verliert man sich mit allen Sinnen. Aus gutem Grund: ein bisschen was von "Schindlers Liste" und "Nackt unter Wölfen"!

Susann Fleischer 
14.09.2020

 
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Das Buch:

Antonio Iturbe: Die Bibliothekarin von Auschwitz. Aus dem Spanischen von Karin Will

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München: Pendo Verlag 2020 464 S., € 22,00 ISBN: 978-3-86612-470-7

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