Romane
Eine Gute-Laune-Lektüre, die gleich ab dem ersten Satz einer Laus auf der Leber nicht einmal den Hauch einer Chance lässt
Die immer freundliche, durch und durch gutmütige Mathilda liebt das Dorf Dettebüll (eine Art Bullerbü in Nordfriesland), seine Einwohner und am meisten ihre Familie, bestehend aus Ehemann Gunnar, Hund George, den mittlerweile erwachsenen Kindern Max und Nele, den Zwillingsenkeln Pia und Paula und dem Hausdrachen Ilse. Na ja, abgesehen von Ilse vielleicht. Die ist - im Gegensatz zu Mathilda - eine Ausgeburt an Boshaftigkeit und Niedertracht. An ihrer Tochter lässt Ilse selten ein gutes Haar. Den ganzen Tag kommandiert sie Mathilda herum, während sie sich ein ruhiges Leben gönnt. Ilse könnte auch Schneewittchens böse Stiefmutter sein. Aber sie gehört trotzdem zur Familie. Und so kämpft Mathilda seit vierzig Jahren, leider mehr schlecht als recht, um Harmonie in der Familie.
Eines Nachmittags gerät Mathilda und mit ihr ganz Dettebüll in einen Strudel von Ereignissen, die den Frieden in ihrem Dorf gründlich aus den Angeln heben: Dubiose Männer in dunklen Anzügen interessieren sich plötzlich für die endlosen Wiesen von Dettebüll. Unruhe macht sich breit unter der Dorfbevölkerung. Und noch bevor Mathilda sich auf all das einen Reim machen kann, gibt es die erste Tote: Ilse kommt bei einem tragischen Unfall (unter Einwirkung von Tiefkühlkost) ums Leben. Und sie wird nicht die einzige Tote bleiben. In dieses Wirrwarr platzt ausgerechnet Mathildas Bruder Pit. Er betreibt eine "Bar" auf der Hamburger Reeperbahn. Ein zufälliger Drogenfund führt Pit zurück in die alte Heimat. Doch mit seinem Auftauchen fangen für Mathilda die Probleme erst so richtig an ...
Eines der, sogar DAS wirksamste Antidepressivum im Bücherregal - keine andere (deutsche) Autorin schreibt witzig-spritzigere Komödien als Dora Heldt. Langeweile? Garantiert zu keinem Satz ihrer Bücher! Diese sind der amüsanteste Spaß in der Literatur. Kaum "Mathilda oder Irgendwer stirbt immer" aufgeschlagen, erfährt man Unterhaltung, wie diese turbulenter kaum sein kann. Da gibt es vor lauter Lesebegeisterung partout kein Halten mehr. Die Story verjagt jede Laus von der Leber gleich ab der ersten Seite. Was für ein Erholungsurlaub zwischen zwei Buchdeckeln! Eine bessere Auszeit vom Alltagsstress kann man sich definitiv nicht nehmen als mit Heldts Geschichten. Mit diesen kommt jede Menge Jubel, Trubel, Heiterkeit in unser aller Leben. Denn diese gehen ordentlich ab; rocken die Bude!
Herrlich, einfach nur herrlichst schräg und amüsant, die Romane von Dora Heldt. Es gibt kein größeres, tolleres Vergnügen! Bei so viel Lesefreude, wie "Mathilda oder Irgendwer stirbt immer" verbreitet, plumpst man glatt von der Couch. Denn hier werden Herz und Zwerchfell bewegt, und zwar über alle Maßen. Solch ein Lachmuskel-Workout macht man einzig noch dank den Werken von Sophie Kinsella. Also, sparen Sie sich das Fitnessstudio und lesen Sie stattdessen Dora Heldt! Ihre Bücher sind nämlich das beste Training überhaupt!
Susann Fleischer
04.05.2020