Romane
Historienkino, das einen ganz überwältigt
Winter 1911/1912: Nach dem Tod ihres Onkels Josef hat Mimi Reventlow die Leinenweberstadt Laichingen verlassen und ihre Arbeit als Wanderfotografin wieder aufgenommen. Sie ist nicht mehr allein unterwegs, denn der Gastwirtsohn Anton hat sich Mimi angeschlossen. Gemeinsam bereisen die beiden das Land. Anton verdingt sich auf Stadtmärkten als Postkartenverkäufer. Mimi hingegen hat zu kämpfen. Seit der Herstellung von Kleinkameras werden Fotografen wie sie kaum noch gefragt. Anton baut einen florierenden Handel aufz. Mimi allerdings hat immer öfter Schwierigkeiten, eine Gastanstellung zu finden. Doch anstatt der Vergangenheit nachzutrauern möchte Mimi lieber die Welt von morgen mitgestalten. Für diesen Traum riskiert sie viel. So wagt sie es, sich neu zu erfinden und dennoch treu zu bleiben.
Auf ihrem Weg begegnet Mimi auch alten Bekannten, wie Bernadette, die von der großen Liebe träumt. Was beide Frauen noch nicht wissen: Ihnen steht bald die größte Herausforderung ihres Lebens bevor. Berlin gestaltet sich für Mimi und Anton als aufregend, aber nach wenigen Monaten wird beiden klar, dass sie dort ihr Glück nicht finden werden. Das Schicksal führt Mimi zurück in die Schwäbische Alb. Ihre Freundin Bernadette beabsichtigt zu heiraten. Und sie hofft, Mimi macht die Hochzeitsfotos. Doch alles kommt anders. Bernadettes Verlobter verliebt sich Wochen vor der Trauung in die französische Schafhüterin Corinne. Mimi muss für ihre Freundin da sein, obwohl ihre Gedanken woanders hinschweifen. Mimi bietet sich ein attraktives Geschäft. Sie hat viel zu gewinnen, aber noch mehr zu verlieren ...
Literatur, die den Leser vom ersten bis zum letzten Satz vollkommen gefangen nimmt - Petra Durst-Benning gelingt mit "Die Fotografin" ein Erlebnis mit ungeheurer Sogwirkung, außerdem von solcher Grandiosität, dass einem ganz schwindelig wird. Ein Historienereignis ohnegleichen! Eine ähnlich packende Lesereise unternimmt man nur höchst selten; außer vielleicht noch mit den Geschichten einer Corina Bomann oder Brigitte Riebe. "Die Welt von morgen" bedeutet Genuss pur. Zwischen zwei Buchdeckeln findet man Emotionen der betörendsten Sorte. Was diese Lektüre so besonders, geradezu einzigartig macht: Die Autorin beherrscht die Erzählkunst auf höchstem Niveau. Ihre Schreibe ist schnörkellos, aber trotzdem sehr elegant. Diese kommt einer Verführung gleich. Zu widerstehen ist schier unmöglich!
Wie nur die wenigsten (deutschen) Schriftstellerinnen schreibt Petra Durst-Benning äußerst leidenschaftlich, spannend und mitreißend. Mit jedem Roman aus ihrer Feder erfährt man grandiose Unterhaltung über viele, viele Stunden lang. Ihre "Die Fotografin"-Saga ist ein absolutes historisches Highlight. Es gibt kaum etwas Fesselnderes im Bücherregal. Band drei, "Die Welt von morgen", liest man wie im Rausch. Man verliert sich mit allen Sinnen in dieser Lektüre. Bis zur letzten Seite kann man das vorliegende Buch partout nicht aus der Hand legen. Denn was man hier in die Hände kriegt, ist einfach nur zum Niederknien!
Susann Fleischer
27.04.2020