Romane
Düster und unheimlich - "Alice im Wunderland" mit enormem Gänsehautfaktor und noch größerer Sogwirkung
Seit zehn Jahren fristet Alice ein einsames und düsteres Dasein in einem Irrenhaus. Umgeben von Dunkelheit und den Schreien der Mitinsassen, bleibt ihr nichts als der Kontakt zu Nachbar Hatcher, einem irren Axtmörder. Wie ist sie nur hier gelandet? Alle halten sie für verrückt, während sie sich an nichts erinnert. Weder warum sie sich an diesem grausamen Ort befindet, noch warum sie jede Nacht Albträume von einem Mann mit Kaninchenohren quälen. Als ein Feuer im Hospital ausbricht, kann Alice flüchten. An ihrer Seite ist ihr einziger Freund: Hatcher, der schwer mit seinen inneren Dämonen zu ringen hat. In den ungünstigsten Momenten nehmen diese von ihm Besitz. In seiner Nähe ist Alice' Leben in Gefahr. Und dennoch vertraut sie ihm mehr als sich selbst. Hatcher ist ihre Chance, endlich Antworten auf all ihre Fragen zu finden.
Gemeinsam begeben sich Alice und Hatcher in die "Alte Stadt". In dieser Umgebung stehen Zwangsprostitution, Vergewaltigung, Mord, Sklaverei und diverse andere üble Auswüchse der dunkelsten menschlichen Phantasie auf der Tagesordnung. Ausgerechnet dort lebt Grinser. Er handelt mit Informationen, verkauft auch Alice zumindest eine für einen viel zu hohen Preis. Und sich offenbart ihr eine Gabe, von der sie dachte, dass niemand sie beherrschen würde. Alice ist eine der letzten Zauberinnen, verfügt damit über eine Macht, die das Wunderland entweder den Frieden oder aber den Untergang bringen könnte. Sie muss ihre Kräfte schnellstens kontrollieren lernen. Oder sie ist verloren. Und mit ihr Hatcher. Trotz eines Versuchs, sie umzubringen, hält Alice an der Freundschaft mit ihm fest. Nur er kann ihr in ihrem Kampf gegen ein Ungeheuer helfen.
Denn nicht nur Alice und Hatcher sind frei. Ein dunkles Wesen, das in den Tiefen der Nervenheilanstalt eingesperrt war, ist ebenfalls entkommen und jagt die beiden. Alice bleibt kaum eine andere Wahl. Also wagt sie sich erneut in ein Abenteuer, das ihr alles abverlangt. Sie begegnet alten Freunden, ebenso wie alten Feinden. Doch die größte Herausforderung wartet noch auf sie: Erst wenn Alice den Jabberwock besiegt, wird sie die Wahrheit über sich herausfinden - und was das weiße Kaninchen ihr angetan hat ...
Unterhaltung, die das Beste vom Besten im Bücherregal ist - Christina Henry schreibt Fantasy der sensationellsten Sorte. Ihre Romane bringen einen schier zum Ausflippen vor lauter Lesefreude. Von "Die Chroniken von Alice" kann man nicht anders, als ab dem ersten Satz restlos begeistert zu sein. Hier erfährt man eines der großen literarischen Highlights 2020. Kaum "Finsternis im Wunderland" aufgeschlagen, hat man Gänsehaut am ganzen Körper und der Puls steigt. Die Story sorgt für Alpträume über mehrere Nächte hinweg, Und trotzdem kann man mit dem Lesen partout nicht aufhören. Denn diese hat eine Sogkraft, der man sich einfach nicht entziehen kann. Die Nacherzählung von Lewis Carrolls Klassiker ist so grandios, dass es einem über viele Stunden lang den Atem, außerdem die Sprache verschlägt. Chapeau, vor solch einer schriftstellerischen Meisterleistung!
Mit "Die Chroniken von Alice" gelingt Christina Henry nicht nur ein Riesenspaß weit abseits des Mainstreams, sondern darüber hinaus ein Geniestreich sondergleichen in der Fantasyliteratur. Band eins dieser Reihe, "Finsternis im Wunderland", liest sich äußerst brutal und düster, gleichzeitig aber unglaublich packend. Absolut genial! Da haut's einen während der Lektüre glatt vom Hocker!
Susann Fleischer
16.03.2020