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Doppelte Rückblende

"Situs inversus" lautet der medizinische Ausdruck für eine seltene, aber nicht unbedingt krankhafte Besonderheit der Anatomie, bei der sich Organe spiegelverkehrt auf der anderen Seite des Körpers befinden. Der Autor des historischen Romans weiß da sehr fundiert, wovon er spricht: Der 63-jährige Prof. Dr. Wolfgang Christian Heß ist Leiter der Abteilung für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin an der Asklepiosklinik St. Georg.

Erzählt werden die Lebensgeschichten des Arztes Carl Rupp und seines Sohnes Christian – beide sind nicht mehr am Leben. Christian forscht der verschlungenen und wirren Biografie seines Vaters nach und meint, kurz vor seinem eigenen Tod die Fäden entwirren zu können. Das Ganze ist weitaus komplizierter als vorher gedacht.Gerade die Menschlichkeit im Denken und Handeln des Vaters machen das Buch so lesenswert. In Studienzeiten und auch später bestimmt vor allem beruflicher Ehrgeiz und Konsequenz sein Tun, doch immer schon ist er ein politisch denkender Mensch. Die Erfahrungen, die er durch seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg machen musste, prägen ihn für das ganze Leben.

Spannend wird das Buch vor allem durch die beiden Erzählstränge der zwei Protagonisten. Wenn auch viele Jahre zwischen den Ereignissen liegen, führen sie Stränge am Ende doch zusammen. Und auch wenn Carl und Christian zwei verschiedenen Generationen angehören und unterschiedlicher kaum sein könnten, verbindet sie mehr als nur der Fakt, dass sie Vater und Sohn sind. Sie sind bei aller Klugheit nicht so engstirnig und verbissen, dass sie sich nicht auch Zweifel gestatten. Der historische Roman „Situs inversus“ zeigt nicht nur ein Stück Familiengeschichte auf, sondern beleuchtet auch ein sehr dunkles Kapitel in der Geschichte Deutschlands und fordert auf zu einer Diskussion zum Thema "Opfer – Täter".

ker
24.01.2008

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