Romane

Das Porträt einer zutiefst entzweiten Familie, poetisch, eindringlich und behutsam erzählt

Paris ist von sintflutartigem Regen heimgesucht, als sich die Familie Malegarde dort anlässlich einer Feier trifft. Patriarch Paul wird siebzig Jahre alt und die Hochzeit mit seiner amerikanischen Frau Lauren jährt sich zum vierzigsten Mal. Tochter Tilia reist aus London an, wo sie als Künstlerin lebt, und Sohn Linden, ein erfolgreicher Fotograf, kommt aus Los Angeles dazu. Schon bei der Ankunft bemerken Tilia und Linden, dass Paul, ein stets agiler Baumschützer, kraftlos wirkt. Auch Lauren, die Mutter, ist angeschlagen. Die Seine droht über die Ufer zu treten, sodass die vier das Hotelzimmer fast nicht verlassen können. Und immer mehr offenbart sich: Vieles wurde in den Jahren von einem Mantel des Schweigens umhüllt.

Über die nächsten fünf Tage tun sich in der Familie tiefe Risse auf. Die apokalyptischen Wetterverhältnisse spiegeln die Last der Geheimnisse, die auf allen liegt. Alleridngs ist die befürchtete Überschwemmung bei weitem nicht die einzige Sorge der Malegardes. Als Paul im Restaurant zusammenbricht und ins Koma fällt, spitzen die Ereignisse sich zu. Mit Pauls Schlaganfall brechen die Dämme. Nun müssen sich alle eingestehen, was sie so lange voreinander verborgen haben. Linden hält am Krankenbett Wache - und fasst den Mut, sich seinem Vater gegenüber zu outen. Tilia indes stellt sich endlich ihren Eheproblemen und einer "Schuld", die sie am Leben hindert. Langsam findet die Familie wieder zusammen ...

Unterhaltung, die glücklich macht wie kaum etwas anderes - es gibt Bücher, die verändern Leben. Und Tatiana de Rosnays "Fünf Tage in Paris" ist solch eines, außerdem ein Meisterwerk der Emotionen. Für die Lektüre braucht es mehrere Tempos-Packungen. Kaum aufgeschlagen, kämpft man mit den Tränen. Hier erfährt man Lesekino, das einen ab der ersten Seite ganz überwältigt. Die Autorin bringt Frauen zum Seufzen, mit Poesie aus der Feder eines schriftstellerischen Ausnahmetalents. Selbst ein Grégoire Delacourt könnte nicht anders, als sich Hals über Kopf in de Rosnays Schreibkönnen zu verlieben. Ihre Geschichten treffen mitten ins Herz. Und mit diesen erfährt man Genuss pur. Definitiv ein ganz besonders seltenes sowie wertvolles Geschenk, ein Juwel im Bücherregal!

Tatiana de Rosnay schreibt Literatur der besonders mitreißenden, außerdem betörend-schönsten Sorte. Sie beherrscht die Erzählkunst auf höchstem Niveau. Vor Leseglück droht es einem nach wenigen Sätzen sogar zu brechen. "Fünf Tage in Paris" kommt einer Verführung für alle Sinne gleich. Von dieser fühlt man sich nach nur wenigen Sätzen ganz berauscht. Einfach nur zum Niederknien, was man mit de Rosnays Büchern in die Hände bekommt!

Susann Fleischer 
29.07.2019

 
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Das Buch:

Tatiana de Rosnay: Fünf Tage in Paris. Aus dem Französischen von Nathalie Lemmens

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München: C. Bertelsmann Verlag 2019 304 S., € 20,00 ISBN: 978-3-570-10365-4

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