Romane

Historienkino der besonders fesselnden sowie mitreißenden Sorte

Das Osmanische Reich, 1448: Aus der Geiselhaft von Murad II. entlassen, führt Vlad Draculea den Kampf seines Vaters um den walachischen Thron fort. Sein verhasster Vetter Rodislav beansprucht das Fürstentum für sich. Und nicht nur er sieht sich als Herrscher. Die alten Feinde seiner Familie machen ihm die Krone streitig, selbst Vlads eigener Bruder Radu wendet sich gegen ihn und kann dabei auf den Beistand der Osmanen zählen. Nach dem Tod seines Vater unterstützt Sultan Mehmed II. Radu unter anderem mit einem Heer. Vlad muss kämpfen, oder er verliert alles. Obwohl er in der Gunst des Papstes steht, muss er zusehen, wie sowohl Ungarn und Polen als auch das Osmanische Reich die Hand nach der Walachei ausstrecken und mit aller Gewalt versuchen, die Macht an sich zu reißen.

Während Vlad zum Opfer politische Intrigen und Ränkespielen zu werden droht, steht er auch privat vor so mancher Herausforderung, die ihm zu viel abverlangt. Seine Gattin Anastasia, Nichte der polnischen Königinmutter Sophie Holszanska, gebärt ihm zwar einen Sohn, aber das Glück ist nur von kurzer Dauer. Der Junge stirbt und Vlad wendet sich von Anastasia ab. Sie versinkt indes in ihrer Trauer. Und sie muss mit ansehen, wie Vlad sich auf eine Kaufmannstochter einlässt. Er erwählt Katharina Siegel zu seiner Geliebten. Sie schenkt ihm fünf gesunde Kinder. Aber diese werden zum Spielball im Krieg um den Thron. So wird Mircea entführt, kann zwar gerettet werden, aber die Erinnerungen quälen den Jungen. Vlads Erbe gerät in Gefahr. Und nicht nur dieses.

Die "balkanischen Rosenkriege" verwüsten das Land. Vlad muss diese beenden, auch wenn der Preis, den er zahlen muss, (zu) hoch sein könnte. Er will der Walachei den Frieden bringen. Aber nach einem Jahr als Fürst muss er ins Exil flüchten und von dort beobachten, wie seine Heimat mehr und mehr zum Faustpfand im Kampf zwischen Christentum und Islam wird. Mit wenigen Verbündeten und großer Verzweiflung im Herzen setzt Vlad alles aufs Spiel, kann viel gewinnen, droht jedoch noch viel mehr zu verlieren, sollte er scheitern ...

Historienkino, an das kaum etwas anderes heranzureichen vermag - genau das schreibt Liliana Le Hingrat. Ihre Bücher ziehen einen ab der ersten Seite vollkommen in den Bann. Diese nehmen einen so sehr gefangen, dass man von der Welt um sich herum nichts mehr mitbekommt. Und sie sind außerdem preisgekrönt. Ihr Debüt, "Das dunkle Herz der Welt", wurde mit dem "Goldenen Homer 2016" ausgezeichnet. Und auch "Die Blutchronik" verheißt eine Lektüre, die einem die Sinne raubt. Ein ähnlich grandioses Erlebnis kriegt man nur seltenst in die Hände. Die deutsche Schriftstellerin beweist einmal mehr: Sie ist definitiv eine Meisterin ihrer Zunft. Sie gehört in einem Atemzug mit den ganz Großen des Historiengenres genannt. Ihre Werke muss man lesen, unbedingt!

Die Geschichten aus Liliana Le Hingrats Feder sind Historienschmöker par excellence. Diese nehmen den Leser mit auf seine fesselnde, einzigartige Reise in vergangene Zeiten. Ab der ersten Seite verschlägt es einem ob solch grandioser Erzählkunst glatt den Atem. "Die Blutchronik" bedeutet Literatur, die selbst eines David Gilman kaum besser, schöner und spannender hätte gelingen können. Über viele Stunden lang erfährt man einen Lesegenuss der einsamen Spitzenklasse. Le Hingrat kann schreiben, noch lebendiger, außerdem mitreißender sowie packender als viele ihrer Autorenkollegen und -kolleginnen.

Susann Fleischer 
01.04.2019

 
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Das Buch:

Liliana Le Hingrat: Die Blutchronik

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München: Knaur Taschenbuch Verlag 2018 704 S., € 10,99 ISBN: 978-3-426-52191-5

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