Romane

Literatur , so betörend-schön wie aus der Feder von Brigitte Riebe

Westpreußen, 1918: Der Erste Weltkrieg ist praktisch verloren, das Deutsche Reich verarmt in rasender Geschwindigkeit, Revolten traumatisierter Kriegsheimkehrer brechen aus. Nur auf Gut Frommberg der Familie von Dahlwitz, umsäumt von Feldern, Alleen und einem idyllischen Park, scheint die Welt noch in Ordnung. Das Anwesen ist seinen Herren und der Dienerschaft zunächst wie eine der letzten Bastionen der Glückseligkeit. Bis die 13-jährige Rudela, musikalisches Wunderkind der Familie, hinter ein sorgsam gehütetes Geheimnis kommt: Ihre Schwester Helen hat sich, unstatthaft bis skandalös, in den Adoptivbruder Georg verliebt und er sich in sie - ohne zu ahnen, welche Ängste und Heimlichkeiten beide damit zum Leben erwecken. Ihre Liebe hat dramatische Folgen für alle.

Als Rudela ihren Eltern Donata und Heinrich von Dahlwitz von den intimen Treffen Helens und Georgs verrät, bringt sie damit den ersten Stein ins Rollen, der zum allmählichen Fall der Familie Dahlwitz führen wird: Georg verlässt Frommberg, meldet sich an die Front und erkrankt schwer an der Spanischen Grippe. Georg schwebt plötzlich zwischen Leben und Tod. Helen befürchtet das Schlimmste und droht, an ihrem Kummer zu zerbrechen. Doch Georg ist ein Kämpfer. Er gibt niemals auf, möge die Lage noch so aussichtslos sein. Als sich Helen nach seiner Genesung von ihm abwendet, verlässt Georg sein Zuhause erneut, um sich im politisch brodelnden Berlin einer Gruppe Linksaktivisten anzuschließen, während Helen in den Bohemien-Kreisen ihrer Münchner Tante Zerstreuung und Vergessen sucht.

Rudela steht indessen ebenfalls vor emotionalen Herausforderungen: Sie wird von Justus, einem entfernten Cousin, der sich anfangs für Helen interessierte, umworben. Der freundliche Justus von Dahlwitz stammt aus einer renommierten Offiziersfamilie und war stets ein gern gesehener Gast auf Frommberg - bis sich herausstellt, dass er aktiver Nationalsozialist der allerersten Stunde ist. Verzweifelt über den Verlust des Krieges schließt sich der junge Mann der NSDAP an und gehört schon bald zum engen Gefolge Adolf Hitlers. Von ihm geht plötzlich eine Gefahr aus, die der Familie alles kosten, ihr sogar den Untergang bringen könnte ...

Unterhaltung von solch einer sprachlichen Intensität und zugleich Kunstfertigkeit, dass es einen nach nur wenigen Sätzen nicht nur den Atem, sondern außerdem die Sprache verschlägt - Sophia von Dahlwitz übertrifft mit ihrer Schreibfertigkeit sogar die Bücher aus der Feder einer Brigitte Riebe. Ihre Worte haben eine ungeheure Sogwirkung, der man sich partout nicht entziehen kann. "Das Licht zwischen den Zeiten" nimmt den Leser vollkommen gefangen. Man verliert sich mit Herz und Seele in dieses Lesevergnügen und bekommt über dieses die Welt um sich herum nicht mehr mit. Die deutsche Autorin versteht es wie nur wenige andere ihrer Zunft, Frauen zu Tränen zu rühren. Ihre Werke sind ein ganz besonders schönes, besonders wertvolles Lesegeschenk. Diese machen unfassbar glücklich. Seufz!

An Sophia von Dahlwitz´ Erzählkunst reichen nur wenige andere Schriftstellerinnen heran. Ihre Romane kommen einer betörend-schönsten Verführung für alle Sinne gleich. "Das Licht zwischen den Zeiten" bedeutet Literatur zum Niederknien. Hier erfährt man Historienkino voller überwältigender Emotionen, fesselnder Spannung und mitreißender Leidenschaft bis zum letzten Satz. Nach der Lektüre ist nichts mehr wie noch ein paar Stunden zuvor.

Susann Fleischer
03.09.2018

 
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Das Buch:

Sophia von Dahlwitz: Das Licht zwischen den Zeiten

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München: Droemer Verlag 2018
448 S., € 22,00
ISBN: 978-3-426-28191-8

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